Susanne Pätzold, Axel Strohmeyer und Franco Melis scheitern gerne zusammen. Am Donnerstag- und Freitagabend im Burghaus Bielstein improvisierten sie rund um ihr Motto „Schöner Scheitern“ und bezogen das Publikum mit ein.
Foto: Vera Marzinski
Die mussten für die Enzyklopädie des Scheiterns für jeden Buchstaben ein Wort finden. Ganz am Schluss kam die Liste zum Einsatz. Die drei Comedians lieferten sich ein Battle, wer die meisten Wörter in seinem Text dazu nutzen – und dementsprechend aus der Liste streichen – konnte. Die Gäste hatten gemeinsam Freude an „Mit-Scheiterern“, denn geteiltes Leid ist halbes Leid!
Aktiv auf der Bühne dabei waren Gerhard und Nicole – sie mussten die erstarrten Susanne Pätzold und Franco Melis bei ihrem „ersten Date“ bewegen. Hörte sich einfach an, wurde aber – da sich die beiden Comedians tatsächlich nur mit Hilfe der beiden Gäste weiterbewegten, zu einer lachreichen Slapstick-Nummer. Aber das macht ja Improvisationstheater aus. Es wird eine oder mehrere Szenen gespielt, die zuvor nicht inszeniert sind. Meist lassen sich die Schauspieler ein Thema oder einen Vorschlag aus dem Publikum geben. Diese Vorschläge sind dann Auslöser und Leitfaden für die daraufhin spontan entstehenden Szenen. Und die brachten nicht nur das Publikum zum Lachen. Gleich zu Beginn wollten die drei wissen, was so besonders wäre an der Kleinstadt im Oberbergischen. „Wiehl – Mittelpunkt der Erde“ kam da und Franco Melis befand „die Erfindung der Bescheidenheit war hier in Wiehl“.
„Schatz wir müssen reden“ improvisierten Strohmeyer und Pätzold – eigentlich einfach, wenn da nicht immer der Gong von Melis dazwischen gekommen wäre. Bei jedem Gong musste von der normalen Sprache in eine Phantasie-Sprache und anders herum gewechselt werden und das manchmal gleich zwei Mal in einem Satz. Es kamen Chart-Flops auf die Bühne – mit Titelvorgaben vom Publikum – wie beispielsweise „Erbsenzählen und Hosengürtel“ als Balladentitel. In der Pause durften auf kleinen Zettel Vorschläge für die erste Impro im zweiten Teil abgegeben werden. Die nutzen die Drei für eine TV-Sendung auf der Burghaus-Bühne. Zum guten Schluss gab es „eine Dienstleistung die nach Hause kommt“ – am Donnerstag wurde es der Eismann. Es ist immer ein herrliches Vergnügen, den Dreien bei ihrem Programm zuzuschauen oder sich gar wiederzuerkennen. Zudem breiten Pätzold, Strohmeyer und Melis in schmerzhaft-schönen Songs Situationen aus, die man selber nicht erleben möchte und die doch jeder kennt. Seit 1995 stehen sie gemeinsam auf der Bühne. Axel Strohmeyer arbeitete lange mit dem Kölner „Theater Mobilé“ zusammen und ist seit 1993 als Improvisations-Schauspieler und Moderator tätig. Franco Melis arbeitete seit 1985 als Schauspieler, Regisseur und Autor in über 50 Produktionen an Bühnen in ganz Deutschland. Er erhielt für seine Arbeit zahlreiche Auszeichnungen, so u.a. den Autorenpreis des „NRW Festivals“ oder den ersten Preis beim „Festival Theaterzwang“ für die beste Aufführung. Susanne Pätzold ist neben zahlreichen Fernsehauftritten u.a. bekannt aus der preisgekrönten TV-Comedy „Switch“ / „Switch reloaded“ (Pro7). Zuletzt gewann Sie mit dem Ensemble den „Grimme-Preis 2013.“ Gemeinsam zeigten Pätzold-Strohmeyer-Melis gleich zwei Mal in Bielstein, wie man schöner Scheitern kann und entließen an beiden Abenden ein lachendes Publikum.
Vera Marzinski