Bewegende und erheiternde Lektüre im Burghaus vorgestellt

Zur letzten Frühjahrs-Veranstaltung 2015 im Burghaus Bielstein präsentierte der Kulturkreis Wiehl gemeinsam mit der Buchhandlung Hansen&Kröger eine Lesung. Der englische Bestseller-Autor Nathan Filer stellte sein Buch „Nachruf an den Mond“ vor.

Journalistin Antje Deistler moderierte den Abend mit dem Autor, der selbst aus dem englischen Original las. Den Part für die deutsche Lesung übernahm Schauspieler Florian Lukas – mit sehr einfühlsamer und fesselnder Stimme. „The Shock of the Fall“, so der englische Bewegende und erheiternde Lektüre im Burghaus vorgestellt von „Nachruf an den Mond“ ist Nathan Filers erster Roman und er lässt darin natürlich auch Erfahrungen aus seinem Berufsalltag mit einfließen, denn Filer war als Krankenpfleger für geistig kranke Menschen an der Psychiatrischen Klinik in Bristol tätig. Heute arbeitet er als Schriftsteller, Dichter und Filmemacher und unterrichtet Creative Writing an der Bath Spa University. Neun Jahre hat der 1981 in England geborene und aufgewachsene Autor an seinem Debut-Roman geschrieben. Stolz ist er darauf, dass er dafür aber umgehend einen Verlag gefunden hat. Für „Nachruf an den Mond“ gewann er verschiedene Preise – u.a. den renommierten Costa Book Award und den Betty Trask Prize für das beste Debüt. Filer lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in Bristol.

Antje Deistler fand, dass Filers Buch in der deutschen Fassung fast wie ein Kinderbuch aussehe. Vorne drauf eine Ameise, die vor einer Leiter steht, die an den Mond angelehnt ist. Aber es ist alles andere als ein Kinderbuch, auch wenn im Innenteil diverse Zeichnungen zu finden sind. Schon als Siebenjähriger habe er versucht ein Buch zu schreiben verrät Filer der Journalistin. Als Zwanzigjähriger der nächste Versuch, aber erst mit dem 2013 im Original veröffentlichten Roman „The Shock of the Fall“ hatte er seine erste Veröffentlichung. Vielleicht lag es daran, dass er vorher nicht über das geschrieben hatte, was er kannte, so Filer. In die Figuren seines Romans habe er aber nicht irgendwelche Patienten aus seiner Klinikerfahrung eingebaut, sondern eher die Charaktere seiner Familienmitglieder. So hat die Oma Charakterzüge seiner beiden Omas, erzählt er in Bielstein. Seine Hauptfigur ist Matthew Homes – ein begnadeter Erzähler, und Patient der Psychiatrischen Klinik in Bristol. Um dort dem trostlosen Alltag zu entfliehen, schreibt „Matt“ seine Geschichte auf – und die seines Bruders Simon, der im Alter von elf Jahren während des Campingurlaubs in Cornwall starb. Die Geschichte ist nicht zeitlich stringent geschrieben, sondern es gibt immer wieder Rückblicke auf vergangene Ereignisse. Matt schreibt diese an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeitenpunkten über zehn Jahre seiner Kindheit und Jugend nieder. Schon fast gleich zu Anfang heißt es im Buch „Ich werde Ihnen erzählen, was passiert ist, denn bei der Gelegenheit kann ich Ihnen meinen Bruder vorstellen. Er heißt Simon. Ich glaube, Sie werden ihn mögen. Wirklich. Doch in ein paar Seiten wird er tot sein. Danach war er nie mehr derselbe.“ Sie ist spannend, traurig, authentisch und auch teilweise komisch, die Geschichte von Matt und seinem Bruder Simon.

Teile aus dem Roman las Florian Lukas. Der Schauspieler hat schon diverse Hörbücher mit seiner ansprechenden Stimme eingelesen. Er wuchs in Berlin-Prenzlauer Berg auf und erhielt für seine Rolle des Denis im internationalen Publikumshit „Good Bye, Lenin!“ 2003 den Deutschen Filmpreis als Bester Nebendarsteller sowie einen Bambi. Autor Nathan Filer hat vor seiner Krankenpflegertätigkeit ein Schauspielstudium angefangen und ist als Poetry-Slammer aufgetreten. Von letzterem konnte Antje Deistler ihm eine Kostprobe für das Wiehler Publikum entlocken, die für viel Begeisterung sorgte.

Vera Marzinski

Eine Bilderserie finden Sie hier…

Das Wandern ist des Andracks Lust

Manuel Andrack ist nicht nur Bierbotschafter, sondern wird auch als „Wanderpapst“ bezeichnet. 2005 brachte der Journalist sein erstes Buch – „Du musst wandern“ – heraus und teilt anderen gerne etwas übers Wandern und seine erprobten Wanderungen mit.


Foto: Vera Marzinski

Im letzten Jahr traf ihn Stadt Wiehl Mitarbeiterin Corinna Kawczyk auf der „TourNatur“-Wandermesse in Düsseldorf und so entstand die Idee, in Wiehl ein Wanderwochenende – „Wiehl wandert“ – zu planen, in die „Andracks kleine Wandershow“ perfekt hineinpasste.

Am Donnerstagabend gab der leidenschaftliche Wanderer Manuel Andrack im Burghaus Bielstein einen Einblick in seine Wandererfahrungen und machte Lust aufs Wandern. Die Lust zum Wandern haben mittlerweile laut Umfragen 40 Millionen Menschen in Deutschland. Mittelgebirgswanderer Manuel Andrack ließ so einige Statistiken hören. So wandern 90 Prozent am liebsten in Gemeinschaft und 95 Prozent Strecken unter 20 Kilometer. Auch er ist mit einem Durchschnitt von 13 Kilometern zufrieden und wichtig sei es, dass man nicht „unterhopfig“ werde. So ein bis fünf Belohnungsbier habe man sich da schon verdient nach einer Wandertour. Schon als kleiner Junge sei er Wanderbegeistert gewesen. Doch er wisse, dass viele ein Wandertrauma aus der Kindheit haben. Was ist schiefgelaufen bei diesen Menschen, die Wandern aus tiefster Seele hassen? Sind die Eltern Schuld oder die Wanderwege? Oder gar die Medien? Im Fernsehen hatte Andrack so Einiges über das Wandern gefunden: von der Försterliesel über Roy Black und Peter Lustig. Die eine kraxelte mit Dirndlschuhen und ließ sich vom Förster den Berg runter tragen, der andere hatte einen Seesack und Kofferradio dabei und der nette Fernsehonkel hatte nach zwölf Schritten schon Rückenschmerzen und qualmende Socken. Auch hier keine wirklich guten Wandervorbilder.

In „Andracks kleiner Wandershow“ erzählte er von Wanderschildern, „Lurchi“ dem ersten Nacktwanderer und warum Linkshänder, Bayern-Fans und Raucher nicht wandern. Auch von seinen besonderen Wandertouren berichtete er. Vor dreieinhalb Jahren hatte ihn ein GEO-Reporter zu einer Wander- und Klettertour auf den Watzmann – den zentralen Gebirgsstock der Berchtesgadener Alpen – eingeladen. Doch für den Mittelgebirgswanderer war das schon mehr als heftig. Keine Ausrüstung, keine Klettererfahrung und höllische Höhenangst. Weniger beängstigend, aber nicht minder beeindruckend, war Andracks Wanderung im Indischen Ozean auf La Réunion. So gab es für die Gäste im Burghaus eine unterhaltsame, humorvolle, informative und skurrile Multivisionsshow über das Wandern und das drum herum.

Vera Marzinski

Eine Bilderserie finden Sie hier…

Partystimmung mit Musik von CCR

Zurück in die 1970er Jahre und die Musik von CCR versetzten am Donnerstagabend „Willy and the poor boys“. Ob ein „Green river“, „Proud Mary“ oder „Midnight special“ – mit jedem Stück brachten sie die CCR-Fans zum Strahlen.


Foto: Vera Marzinski

Wer kennt sie nicht – CCR. Die US-amerikanische Rockband der späten 1960er und frühen 1970er Jahre aus Kalifornien. Creedence Clearwater Revival begann als „The Blue Velvets“, gegründet Anfang 1959 von John Fogerty, seinem Bruder Tom und dessen Schulfreund Doug Clifford, im kalifornischen El Cerrito. Im Dezember 1967 benannte sich die Gruppe in Creedence Clearwater Revival um und löste sich im Sommer 1972 leider wieder auf. Doch ihre Musik lebte weiter – 1993 wurde die Band in die“Rock and Roll Hall of Fame“ aufgenommen. „Willy and the poor boys“ lassen die bekannten und auch weniger bekannten Stücke der Kultband wieder aufleben. Sie wollten sich nicht „Revivalband“ nennen und wählten für den Bandnamen den Partystimmung mit Musik von CCR des vierten Albums von CCR – „Willy and the poor boys“.

Mit der Stimme von Sänger und Gitarrist Tom Stalla, kommen sie dem Original sehr nah und man merkt sofort, dass die Band diese Musik liebt. Sie verkörpern fast perfekt das CCR-Feeling. Pit Verrier an der Gitarre, Sam Sommer an den Drums und Bonnie Batzler am Bass komplettieren die schnörkellose, authentische CCR-Show, die durch den Multi-Instrumentalisten Robert Maaß (Vocals, Acoustic-Guitar, Keyboard) perfekt ergänzt wird. Dazu Saxophonist Michael Steiner, der bei einigen Stücken mit brillantem Spiel den Sound ergänzte, wie beispielsweise bei „Who’ll stop the rain“. Mit Tanzmusik hat das Ganze wenig zu tun, eher mit gutem alten Rock´n Roll und Country-Musik. Zu der wippten und klatschten die Gäste im Burghaus eifrig mit.

Der Song, der auf keiner CCR-Party fehlen darf kam fast am Schluss: „Hey tonight“. Auch hier zeigte sich ein Großteil des Burghaus-Publikums sehr textsicher. Erst recht bei der Zugabe. Ein Stück, dass John Fogerty geschrieben hat, aber mit einer anderen Band – Status Quo – zu einem Kult-Hit wurde: „Rockin‘ all over the world“. Und so rockten die sechs Musiker von „Willy and the poor boys“ das (Burg)Haus.

Eine Bilderserie finden Sie hier…

Wunderbar spannende Welt der Sadie Jones

Der Kulturkreis und die Buchhandlung Hansen & Kröger hatten zum Literaturabend ins Burghaus Bielstein eingeladen. Die englische Bestsellerautorin Sadie Jones stellte ihr jüngstes Werk „Jahre wie diese“ am Montagabend vor.


Foto: Vera Marzinski

Margarete von Schwarzkopf moderierte die Lesung und der österreichische Schauspieler Robert Stadlober fungierte als Vorleser. Und das in einer außerordentlich überzeugenden Art. Sicher tat der Inhalt aus dem Part des Buches einiges dazu, aber Stadelober nahm sehr mit in die Geschichte und die dortige Situation hinein.

Drei der vier Protagonisten des Buches „Jahre wie diese“ treffen sich hier Anfang der 1970er Jahre in einer Londoner Wohnung, hören Platten, gucken Bücher an, reden und lachen viel. Einer schläft ein – zwischen den anderen beiden entsteht eine prickelnde Spannung. Und genau diese ließ Stadlober erspüren. Insgesamt vier Figuren spielen in Sadie Jones Roman eine besondere Rolle. Alle vier Anfang Zwanzig und alle vom Theater fasziniert. Da ist Luke, der die Provinz verlässt um in London als Dramatiker zu arbeiten. Mit Paul, einem angehenden Produzenten, und Leigh, Pauls Freundin, gründet er eine Theaterkompagnie, die bald erste Erfolge feiert. Und schließlich kommt Nina dazu – eine labile, junge Schauspielerin. Wie ein Theaterstück hat Sadie Jones ihren Roman aufgebaut, verrät sie dem Publikum in Bielstein. Sie ist 1967 in London geboren und eigentlich Drehbuchautorin und hat viel für die BBC gearbeitet. Ihr Romandebüt „Der Außenseiter“ (2008) wurde in Großbritannien auf Anhieb ein Bestseller und war auch in Deutschland ein großer Presse- und Publikumserfolg. Die Journalistin und Autorin Margarete von Schwarzkopf entlockte der Erfolgsautorin so einige Informationen und Statements zu ihrem Roman und ihrer Arbeit. So fiel Jones ein Foto der Proben zu „Betrogen“ von Harold Pinter in die Hand, auf dem unter anderem Rachel Weisz und Daniel Craig zu sehen waren, das sie sehr zu „Jahre wie diese“ inspirierte. Von Schwarzkopf schlussfolgerte, dass Schauspieler sehr sensible, verletzliche Menschen seien. Robert Stadlober – 1982 in Friesach/Österreich geboren, der seinen endgültigen Durchbruch mit „Crazy“ (2000) hatte – verriet dazu, dass es ein Vorteil als Schauspieler sei, seine Macken auszuleben, denn man würde dafür auch noch bewundert.

Bewundernswert auch der Roman von Sadie Jones. Den hat sie, wie alle ihre Werke, chronologisch geschrieben. Aber den ersten Satz schreibe sie immer erst später, erzählte sie. Ihre Geschichten sind fiktiv und nicht autobiographisch. Dabei entwickeln sich ihre Figuren mit und mit und sie wirken so echt, als ob sie lebende Vorbilder genommen hätte. Das Ganze ist ein wenig „method acting“- ein typisch amerikanischer Schauspiel-Realismus, bei dem authentische Gefühle im Augenblick des Spieles oder einer Aufführung erlebt werden. Herausgekommen ist ein Buch, das mit Romantik, aber auch Enttäuschungen und vielen großen Überraschungen aufwartet. Sehr spannungsvoll nimmt Sadie Jones mit in die Theaterwelt der vier jungen Menschen in den 1970er Jahren.

Vera Marzinski

Eine Bilderserie finden Sie hier…