Musikalische Reise mit lebensfroher Musik

Eine Musikalische Reise bescherte das „Yannik Monot International Cajun Trio“ den Gästen im Burghaus Bielstein. Mit ihrer internationalen Besetzung bot das Trio einen fabelhaften Abend. Das „Yannik Monot International Cajun Trio“ sind: Yannick Monot, Akkordeonist aus der Bretagne, Helt Oncale, Fiddler aus New Orleans und Biber Herrmann, Gitarrist aus dem deutschen Rhein-Main-Delta. Nicht nur Cajun stand auf dem Programm – neben traditionellen Stücken spielten sie auch Titel aus der eigenen Feder.


Yannik Monot International Cajun Trio – Foto: Christian Melzer

Cajun-Musik ist die jahrhundertealte, traditionelle Musik der frankophonen Einwanderer, die im Cajun Country im US-Bundesstaat Louisiana leben. Die Cajun-Musik und die dazugehörigen Tänze bestehen hauptsächlich aus schnellen Two-Steps und Stomps sowie langsamen Walzern. Im Repertoire des „Yannik Monot International Cajun Trio“ befinden sich natürlich entsprechende Stücke. So der „Black Bottom Strut“ oder der „Cherokee Waltz“, bei dem es sich um eine Liebesgeschichte handelte, die natürlich am Besten Franzose Yannik erklären und singen konnte. Zur Alligator-Musik, wie „On The River“, wusste Helt Oncale einiges zu berichten. Das Stück spielten sie mit zwei Gitarren und Mundharmonika.

Ein ganz besonderes Instrument holte Biber Hermann hervor. Silberglänzend, mit ganz speziellem Klang – die Dobro, eine Resonator-Gitarre. Ein heute noch berühmter Gitarrist, der viel mit dieser Art Gitarre gespielt hat und noch spielt ist Mark Knopfler, der Kopf der Band „Dire Straits“. Zu Zeiten der Erfindung dieser Dobros wurde gerade eine Musikrichtung namens Bluegrass erfunden. Auch aus dieser Stilrichtung hatte das Trio in Bielstein etwas im Programm. Biber Hermann spielte nicht nur Blues, er hatte ihn auch: in der Ausbildung zum Winzer beim Unkrautjäten am Schräghang, wie er den Gästen verriet. Aber auch in der Stimme hat er den Blues – er singt ihn brillant. Im Solo-Reigen spielte Biber Hermann mit Finger-Style. Dabei bekommt man mehrere Stimmen auf die Gitarre, was er anhand eines alten Bluessongs – „Going Up The Country“ präsentierte. Zwei Gitarren, Bass-Gitarre, Percussion und Gesang – alles in einer One-Man-Show und mit einer Gitarre.

Jeder der drei Musiker bot eine kleine Solo-Einlage. Hel Oncale mit Flat-Picking ein Bluegrass-Stück von Jimmy Martin. Im pulsierenden Leben der Stadt Louisiana ist Hel aufgewachsen und hat sein Handwerk in den Künstlerkneipen des „French Quarter“ erlernt. Ab seinem 19. Lebensjahr tourte er durch die Vereinigten Staaten und kam 1988 schließlich nach Deutschland. Im spielerischen Wechsel von Gitarre, Fiddle, Mandoline und Banjo erzeugt der Saitenvirtuose eine facettenreiche Klangfülle. Auch Yannik Monot präsentierte sein Solostück auf der Gitarre. Ebenso fingerfertig aber eher virtuell. Ein Liebeslied, das teilweise in die Zeit der Renaissance zurückführte und von Liebe und Freundschaft handelte. Der Mann aus der Bretagne ist ein Geschichtenerzähler und Globetrotter in Sachen French Music, Cajun, Zydeco und das mit Akkordeon, Gesang, Gitarre, Mundharmonika.

Die drei hochkarätigen Musiker des International Cajun Trio begegneten sich erstmals auf einer Jam-Session, Ende 2004. Alle drei Musiker sind sowohl Leader ihrer eigenen Bands als auch erfahrene Solo-Entertainer. 2005 gründeten sie das International Cajun Trio und begeistern mit ihrer Musik die Zuhörer. So auch in Bielstein, wo sie gerne noch Zugaben für die Gäste spielten.

Vera Marzinski

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„Das vergessene Kind“ fand viele Zuhörer im Burghaus

Eine spannende Lesung aus dem Roman „Das vergessene Kind“ erwartete die Gäste am Mittwochabend im Burghaus Bielstein. Die Journalistin und NDR-Moderatorin Margarete von Schwarzkopf moderierte diesen Abend – die deutschen Texte las Michael Fitz und die Autorin Kate Atkinson ließ die Gäste im Burghaus einen Teil der Geschichte in der Originalsprache hören. Ein Abend für Freunde englischer Literatur, der zum Weiterlesen animierte.

Doch worum geht es in dem Roman von Kate Atkinson? „Das vergessene Kind“, hat einen interessanten englischen Titel: „Started early, took my dog“ – bin früh los und hab meinen Hund dabei. Der Titel ist eine Zeile aus einem Gedicht von Emily Dickinson. Unter anderem geht es auch um einen Hund: Einer der beiden Hauptdarsteller, Jackson Brodie, stiehlt einen Hund; sein weiblicher Widerpart allerdings stiehlt ein Kind.

Im vierten Atkinson-Roman, in dem Brodie mitspielt, kommt er nach Hause – er möchte endlich herausfinden, wer seine Schwester vor über dreißig Jahren umgebracht hat. Aber er wir in andere Dinge verwickelt. Parallel dazu die Geschichte von Tracy Waterhouse, einer ehemaligen Polizistin und absolut gesetzestreuen Bürgerin – sie kauft ein Kind. Zwar handelt es sich dabei eigentlich um eine Rettungsaktion, dennoch ist das Ganze keineswegs legal, und Tracy ist deshalb auf der Flucht. Da kommt es ihr höchst ungelegen, dass ein gewisser Jackson Brodie, Privatdetektiv, sie unbedingt wegen eines dreißig Jahre alten Falles sprechen möchte.

Der englische Landstrich Yorkshire wird in dem Buch so toll beschrieben, dass man am liebsten hinfahren möchte, schwärmte Margarete von Schwarzkopf. Sie moderierte den Abend und entlockte der Autorin mit gezielten Fragen so manche interessante Hintergrundinformation zum Roman. So schreibt Kate Atkinson gar nicht bewusst Krimis. Eigentlich will sie nur Bücher schreiben. Das aktuelle Buch – „Das vergessene Kind“ – beginnt in den 1970er Jahren. Im Prolog, den die Autorin in ihrer Muttersprache las, fängt die Geschichte an zu rollen. Leeds um 1975 – die Bay City Rollers mit „By, by, baby“ auf der Nummer eins, Margret Thatcher wird Vorsitzende der Conservative Party.

Mit allen Kriminalwassern gewaschen ist Michael Fitz. In Bielstein ist er aber nicht auf Verbrecherjagd sondern die deutsche Stimme zu Kate Atkinsons Buch. Gefallen hat ihm an dem Buch, dass es kein klassischer Krimi ist und die Figuren mit sehr viel Liebe zum Detail beschrieben werden. Die Geschichte wirkt sehr realistisch, stellte auch Margarete von Schwarzkopf fest. Es steckt auch wirklich eine wahre Geschichte als Basis zum Krimi dahinter, die in Edinburgh passiert ist. Natürlich sind auch Erfahrungen und Erlebnisse der Autorin und aus ihrem direkten Umfeld mit hineingeflossen. Obwohl man beim Lesen denkt: „Das darf doch wohl nicht wahr sein!“.

Kate Atkinson, geboren 1951 in York, studierte in Dundee und kehrte nach ihrem Universitätsabschluss in ihre Heimatstadt zurück. Mitte der 1980er-Jahre fing sie mit dem Schreiben an und mit ersten Erzählungen. 1996 erhielt sie für ihren ersten Roman „Behind the Scenes at the Museum“ (deutsch: Familienalbum) den angesehenen Whitbread Award. Sie lebt mit ihren beiden Töchtern in Edinburgh. Michael Fitz ist ein deutscher Schauspieler und Musiker, der große Popularität erreichte als Kriminaloberkommissar Carlo Menzinger in der Krimireihe „Tatort“. Im Sommer 2011 spielte er in dem im TV ausgestrahlten Film „Die Route“ neben Maximilian Brückner und Stephan Luca. Sichtlich begeistert las er in Bielstein aus dem Buch von Kate Atkinson.

Margarete von Schwarzkopf, Jahrgang 1948, deutsche Journalistin, Autorin, Redakteurin, Moderatorin und Mutter von sechs Kindern, ist sehr früh in die Welt der Bücher eingeführt worden. Sie ist eine hervorragende Moderatorin und hat wieder ein mal einer Lesung im Burghaus Bielstein den roten Faden mit ihrer Moderation verliehen. Den Gästen wurde ein Buch präsentiert, dass viel Spannung beinhaltet und Einblicke in tiefe Abgründe gibt.

Vera Marzinski

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Ein hervorragender Tenor und drei exzellente Musikerinnen – gleich „Vier mit Klavier“

Mit einer polnischen Volksweise eröffneten „Vier mit Klavier“ das Programm am Samstagabend im Burghaus Bielstein. „Vier mit Klavier“, das ist die kleine Besetzung von „Stefan Lex & Pomp-A-Dur“. Ein hervorragender Tenor und drei exzellente Musikerinnen. Prädestiniert für das mitreißende Auftaktstück im Burghaus an diesem Abend natürlich die in Budapest geborene Zsuza Debre, die der Volksweise mit ihrer Violine den ganz speziellen Klang verlieh.


Stefan Lex – Foto: Christian Melzer

Warum geht der moderne Mensch ins Konzert? Um gesehen zu werden oder um endlich mal wieder einen Abendanzug anzuziehen oder in der Hoffnung auf Geschäftskontakte in der Pause oder vielleicht doch weil die Gäste Lust auf die dargebotene Musik haben? Eine Antwort auf seine Fragen erhielt Stefan Lex nicht, aber das Publikum war sichtlich begeistert von diesem Konzertabend.

Das Konzert lag hinsichtlich der Musikerinnen, wie Stefan Lex verriet: ganz in Osteuropäischen Händen – Bulgarien, Ungarn, Ost-Gummersbach. Jede zeigte nicht nur im Zusammenspiel sondern auch in den solistischen Parts ihr brillantes Können. So spielte Cellistin Krasimira Kostova den Schwan aus „Karneval der Tiere“, der musikalischen Suite des französischen Komponisten Camille Saint-Saëns. Kostova stammt aus Varna/Bulgarien und studiert Violoncello an der Folkwang Hochschule in Essen. Mit „Schindlers Liste“ von John Williams begeisterte Zsuza Debre mit zarter Melancholie – als ob die Violine weinen würde. Besonders viel Beifall gab es bei der Darbietung des Stückes „Gesang der Lerche“ – nicht zu verwechseln mit der Lärche, wie Stefan Lex ausführlich erläuterte. Die Violinistin Zsuzsa Debres ließ die Lerche mit ihrer Geige dabei akustisch „singen“. Sie ist seit 1993 Konzertmeisterin im Orchester Oberhausen und war 2005 Konzertmeisterin des Internationalen Orchesters anlässlich des Papstbesuches beim Weltkatholikentag in Köln.

Neben ruhigen Stücken, boten die vier auch unbeschwerte, wie der Titel „Zwei Märchenaugen“ aus der Operette „Die Zirkusprinzessin“ oder den „Ungarischen Tanz Nr. 5“ von Johannes Brahms. Sigrid Althoff solistisch besonders exzellent mit „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ von Karel Svoboda. Da perlten die Töne nur so aus dem Flügel. Sigrid Althoff stammt aus Gummersbach, studierte in Köln und Freiburg. Als Solistin konzertierte sie unter anderem mit mit der südwestfälischen Philharmonie, dem Johann-Strauß-Orchester Budapest oder auch dem Folkwang Kammerorchester Essen.

Wenn das Publikum so gut ist, möchte Stefan Lex aus seiner vollen Ruhrgebietsseele sagen: „Bei sie fühle ich mich wohl!“. Der Essener Stefan Lex studierte Gesang an der Folkwang Musikschule und der Musikhochschule Köln. Er musizierte mit namhaften Künstlern wie Gunther Emmerlich, Hermann Prey sowie Deborah Sasson und war im TV in „Kein schöner Land“ und „Heimatklänge“ zu sehen. Im Oktober 2004 wurde der Galapreis „Künstler des Jahres“ an Stefan Lex & Pomp-A-Dur verliehen.

In den Konzerten präsentiert Lex nicht nur bekannte Melodien aus Oper, Operette, Musical und Film, sondern begeistert die zahlreichen Zuhörer außerdem mit den dazugehörigen humorvollen Moderationen. So auch die Anekdötchen zu Sigrid Althoffs Kindheitserlebnisse bei ihrer Großmutter in Bielstein. „Kennen Sie Bielstein bei Nacht? Sie kennen aber doch sicher Granada bei Nacht!“ Fast zu jedem Stück hatte er eine kleine Einführung, sei es zum Titel selbst oder im Zusammenhang mit seinen Musikerinnen.

Als Zugabe – ganz unkonventionell – ein Telefonmelodie. Dabei wies Lex noch mal darauf hin, dass „Nessum dorma“ von Puccini und nicht von Paul Potts komponiert wurde. Abschließend tanzte der Tenor zum „Can Can“ sogar noch selbst unter frenetischem Klatschen des Publikums. Garant für den gelungenen Abend war nicht nur Tenor Stefan Lex, der charmant plaudernd durch das Programm führte. Es war das „musikalische Gesamtpaket“, das die knapp Gäste im Burghaus in jeder Hinsicht überzeugte.

Vera Marzinski

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„Vor Gebrauch schütteln“ – Lesung mit Heinz Rudolf Kunze

Der Rocksänger, Musicaltexter/-übersetzer und Schriftsteller Heinz Rudolf Kunze las am Mittwochabend aus seinem Buch „Vor Gebrauch schütteln“, das er als „kein Roman“ bezeichnet. Das ist es auch nicht, denn mit der Kunstfigur Trubschacher schafft Heinz Rudolf Kunze ein alter Ego, mit dessen Hilfe er seine rigorosen, immer präzisen Beobachtungen zu Papier gibt. Daran ließ er auch die Gäste im Burghaus bei der Lesung teilhaben.


Heinz Rudolf Kunze – Foto: Christian Melzer

Die Herbst-Auftaktveranstaltung Literatur mit Heinz Rudolf Kunze im Rahmen der Kulturkreis Wiehl und Buchhandlung Hansen&Kröger-Veranstaltungen war komplett ausverkauft. Und es war mucksmäuschenstill im Burghaus. Gebannt verfolgten die Gäste jedes Wort von Heinz Rudolf Kunze. Jan Drees, der zuvor den musikalischen Auftakt der Veranstaltung bot, spielte immer wieder zwischen den einzelnen gelesenen Kapiteln. Brillant gestalteten Kunze und Drees die Lesung durch den Wechsel von Instrumentalmusik und Textpassagen aus dem Buch „Vor Gebrauch schütteln“.

Mit „Also ein paar Dinge müssen geklärt werden, bevor wir anfangen“. Damit eröffnete Kunze den Übergang zu ein paar Statements zu den Beatles und den Bee Gees, aber auch dazu, dass irgendwann die Idee aufkam: „Wir wollen ein Buch schreiben“. „Wir“ ist er selbst. Er wollte ein Buch schreiben, das ihm selbst gefallen würde. Der Sprachkünstler und Querdenker hat ein sehr überraschendes Buch geschaffen, das – obwohl keine stringente Handlung vorhanden ist – fesselt. Da kommt ein Traum als gehörnter Partner vor – aus dem er nicht mehr aufwacht. Die Frage: „Was ist gute Prosa?“ oder „Kann es denn so schwierig sein ein gutes Buch zu schreiben? Wann ist der richtige Tag?“

Die Texte, wie Gedanken, die einem so durch den Kopf gehen. Über die kleinen und großen Begebenheiten. Von eigenen Jugenderlebnissen bis zum Sinnieren über Picassos Wortmüll. Manchmal etwas sehr utopisch, wenn Miles Davis Nougat in sein Musikinstrument stopft. Interessant auch die Reflektionen zum Wort „Schlager“. So könne man mit Schlagertexten die Taliban wahrscheinlich effektvoller bekämpfen als mit ABC-Waffen. Zudem: Er hört Dylan oder Kastelruther Spatzen. Lady Di – tot? Wer glaubt denn sowas? Sie übernahm seinen Kellerraum nachdem Hitler dort hochbetagt starb. Heinz Rudolf Kunze erzählt dies, bzw. liest dies auch seinem Buch, als ob diese Fiktion Wirklichkeit sei. Dabei mit einem ganz speziellen Humor. Sätze aneinandergereiht, die sich verstricken und wie ein Wein im Abgang erst spürbar werden. Teilweise sehr makaber.

Sprachmächtig mit vielfältigen Themen – Musik, Philosophie, Eltern und Kindheit und der Alltag in all seinen Tiefen und Untiefen. Ein Buch wie Kunze selbst: einzigartig, gewagt und immer originell. Heinz Rudolf Erich Arthur Kunze, Jahrgang 1956, hatte seinen größten Single-Erfolg 1985 mit „Dein ist mein ganzes Herz“. Er erhielt 1986, 1999, 2007 die „Goldene Stimmgabel“. Neben seiner Rockmusik komponierte er auch die Hymne des Evangelischen Kirchentages (Mehr als dies) und schrieb Musical-Übersetzungen zu „Les Miserables“, „Joseph“ oder auch „Miss Saigon“. Auch sein Begleiter an diesem Abend in Bielstein ist vielseitig: Jan Drees, geb. 1974, Gitarrist, komponiert und produziert Instrumentalmusik. Seit 1997 führt er diese mit Loop Delays live auf – dabei werden live gespielte Klänge übereinander gelegt.

Nach dem sehr herausragenden Lesungsabend kam doch noch: der Musiker Heinz Rudolf Kunze. Mit zwei Stücken seiner aktuellen CD „Die Gunst der Stunde“, die er zu seinem 30. Bühnenjubiläum herausgebracht hat. Die Gunst der Stunde hatten auch die Besucher an diesem Abend, der mehr als beeindruckend war.

Vera Marzinski

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„Hand drauf“ – ein Abend mit Ingo Oschmann

Da gab er seine Hand drauf, dass dieser Abend den Gästen noch lange in Erinnerung bleibt. Ingo Oschmann riss sogar selbst die Karten am Eingang ab und die Besucher der Kulturkreisveranstaltung im Burghaus Bielstein lernten sofort die lockere und offene Art des Unterhalters aus Bielefeld kenne. Gespräche und Improvisationen mit dem Publikum zogen sich auch durch das ganze Programm des originellen Abends.

Seit einer Woche tourt Ingo Oschmann mit dem neuen Programm „Hand drauf“ und fand: Wiehl hat das neue Programm verdient. Seine Auftritte im Fernsehen seien zum Geld verdienen, über einem Auftritt vor und mit Publikum sagt er: „Das hier ist Leidenschaft“. Dabei heiße Stand-up nicht „Witze im stehen erzählen“ und hätte auch nichts mit Comedy zu tun. Ingo Oschmann erzählt aus seinem Leben und das interaktiv. Dadurch wird auch jeder Abend spannend für ihn selbst. Dem emotionalen Unterhalter aus Bielefeld ist Bösartigkeit fremd, dafür ist ihm aber der Witz in den Nacken gelegt und seine schelmischen Augen verraten: bei ihm wird es super unterhaltsam.

Von Umzugshilfen, die einem die Hand drauf geben, dass sie am Tag des Umzugs tatkräftig mithelfen bis hin zur ersten Liebe – Ingo Oschmann hat das Leben schon so manche Anekdoten beschert. Lügen sind dabei ein reichhaltiges Thema. Denn warum lügen wir und das auch noch mehr als 200-mal am Tag obwohl wir selbst nicht belogen werden wollen? Mit vier Gästen aus dem Publikum führte er einen Lügentest durch. Jeder liefert verdeckt einen Gegenstand ab und das Publikum soll herausfinden, ob nun dem jungen Mann aus Eckenhagen das Feuerzeug gehört oder die Pferdehofbesitzerin als persönlichen Gegenstand den Ehering oder das Lipgloss abgegeben hat. Bei den kurzen Small-Talks mit den vier Kandidaten entlockte Ingo Oschmann so manch Interessantes und erzeugte viele Lacher im Publikum.

Und die Frauen erfuhren von Ingo Oschmann an diesem Abend: „Wenn es eins gibt, was Männer wirklich können ist das: ALLES“. Auch wenn es manchmal nicht so aussieht. Dabei hat er mit seiner großen ersten Liebe Sabine nicht so viel Glück gehabt. Auf der Kirmes überlegt er, ob der Typ am Autoscooter nicht doch den perfekteren Job hat. Für Sabine ist genau dieser Typ dort dann doch die attraktivere Wahl – dabei hatte Ingo schon länger selbst an der Berufsalternative „Junger Mann zum Mitreisen gesucht!“ überlegt. Vokuhila und goldener Schlüssel mit Fuchsschwanz – das wäre es doch. Und wie oft denkt man im Leben: warum habe ich das damals nicht gemacht?

Mit viel Begeisterung, Enthusiasmus und Spannung erzählte Ingo Oschmann aus seinem Leben. Begebenheiten, bei denen sich manch einer wiederfand. Sei es das gleiche erste Auto – eine Ente mit Revolverschaltung – oder Erlebnisse beim ersten Besuch der Eltern der ersten großen Liebe. Verschmitzt sein Lächeln dabei. Spaß hat er selbst bei seinem Programm – er ist super-authentisch und dadurch mega-sympathisch. In der Pause in die Garderobe? Das geht bei ihm gar nicht. Mitten unter den Gästen spricht er über Raucherwohnungen und Ente fahren.

Aber auch seine Zaubertricks bringt er ins Programm mit ein. Ingo Oschmann ist Entertainer und Zauberkünstler, der auch als Moderator und (Theater-) Schauspieler auf der Bühne steht. Im Jahr 2003 gewann er die erste Staffel der Sat.1-Casting-Show „Star Search“ und war 2001 Sieger Swiss Comedy Award. Mit Jürgen von der Lippe brachte er 2007 das Buch „Schönen Abend! – Geben Sie richtig Gast: Kochen, Spielen, Zaubern mit Freunden“ heraus. In Bielstein zauberte er mit der Bo-Frost-Fahrerin Sabine und ihrer großen Liebe Ralf und zeigt mit zwei weiteren Herren einen Fesseltrick. Wer gar nicht genug bekommen konnte von diesem Abend, für den hatte Ingo Oschmann etwas Besonderes: einen Mitschnitt von genau diesem Abend. Er gestand zum Schluss: „So ein neues Programm ist wie eine neue Geliebte – fühlt sich noch etwas komisch an.“ Die lange Schlange der Gäste, die sich dies aber zu Hause noch mal angucken wollten, bestätigte noch mal die stehenden Ovationen. „Hand drauf“ – ein genialer Abend mit Ingo Oschmann.

Vera Marzinski

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