Irmgard – die unbekannte Knef im Burghaus

Blondes Haar, Sonnenbrille, Chansons – das könnte glatt Hildegard Knef sein. Aber es ist Irmgard. Irmgard? Ja, die Zwillingsschwester von Hildegard, die tragisch-unberühmt ist – im Gegensatz zu ihrer sogar in Hollywood bekannten Schwester.

Irmgard Knef ist die „Kleinkunst- Erfindung“ des Berliner Kabarettisten, Autors und Schauspielers Ulrich Michael Heissig. Im Burghaus Bielstein präsentierte er bzw. die Kunstfigur Irmgard ihre musikalische Bandbreite und die tragische Geschichte der beiden Schwestern. Beide 1925 in Ulm geboren – somit wäre Irmgard 92 – hatten ganz unterschiedliche Lebenswege. Mit etwas gebrochener, ein bisschen tatteriger Stimme hatte Irmgard in Bielstein um einen Gehilfen gebeten – sie bekam aber nur eine Geh-Hilfe, beschwerte sie sich beim Publikum. Gerne wäre sie mit der Schwester in jungen Jahren gemeinsam aufgetreten, aber 1948 habe Hildegard festgestellt „Der Markt ist voll“, nachdem die Kessler-Zwillinge ihre Karriere starteten. Hildegard (1925 –  2002) startete ihre Solokariere – und mit Irmgard ging es den Bach hinunter. Immerhin war sie Sprecherin bei der UFA. In der Telefonschleife hatte sie den Text „Bitte warten sie, bitte warten sie, ihre Verbindung wird gehalten“. Es reichte dann für eine Wohnung in einem Hinterhaus in Berlin-Kreuzberg. Mit Blick auf die gelben, grünen und blauen – Mülltonnen. Der Briefkasten blieb leider leer, denn offensichtlich hatte sie nur schreibfaule Fans. Ihr autobiographischer Roman „Der gebuchte Hengst“ brachte keinen Erfolg. Zwanzig Jahre später habe ihre Schwester „Der geschenkte Gaul“ geschrieben – der wurde zum Bestseller. So gründete Irmgard mittlerweile eine Selbsthilfegruppe – Sorella non grata. Dazu gehören auch Helga Meysel, Klara Leander, die Französin Anette Greco und eine Renate Uhse. Irmgard Knef war jung, begabt und gab Rätsel auf erfahren die Gäste im Burghaus. Zwischen den Erzählungen rund um das Leben der Schwestern kam immer wieder ein „Kindchen fahr ab“ und der Kulturkreis-Tonechniker ließ die Musik für ein weiteres Gesangsstück laufen. Wie „Der Lack ist ab“ oder „Wenn es gelbe Nelken regnet oder schwarze Tulpen hagelt“. Letzteres hatte Schwester Hildegard als „Für Dich soll es rote Rosen regnen“ gesungen. Das musikalisch-kabarettistisches Bühnensolo aus der Perspektive der verkannten, verleugneten und zu kurz gekommenen Zwillingsschwester von Hildegard Knef zeigte sich prägnant-komischen, aber auch lakonisch-nachdenklich. Das Publikum bescherte Irmgard alias Ulrich Michael Hessig ein kleines Kabinettstück mit viel Liebe und Bosheit der verkannten Schwester.

Vera Marzinski

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Fotos: Vera Marzinski

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