„Das ist ein echter Glücksfall für den TTC Wiehl – und eine große Chance für unseren Verein.“ Die Freude von Michael Becher, erst kürzlich für zwei weitere Jahre im Amt bestätigter Vorsitzender des TTC Wiehl, gilt der Verpflichtung von Charly Weber als neuer Jugendtrainer im mit knapp 200 Mitglieder zählenden größten Tischtennisverein in der Stadt Wiehl.
Tatsächlich kann die Verpflichtung von Charly Weber, der seit einigen Monaten in der Gemeinde Reichshof wohnt, als echter Coup bezeichnet werden. Der 58-Jährige sitzt zwar seit 1986 im Rollstuhl – er erlitt eine Querschnittslähmung durch eine bei einer Untersuchung ausgelöste Erkrankung – aber er kann als Aktiver und als Trainer auf eine beeindruckende Vita verweisen.
Bereits mit fünf Jahren griff Weber („Ich komme aus einer echten Tischtennisfamilie“) zum ersten Mal zum TT-Schläger, und kämpfte bis zum Alter von 26 Jahren in der Verbands- und Landesliga um Punkte. Auch als er auf den Rollstuhl angewiesen war, ließ er von seinem geliebten Sport nicht ab. Dass er über den schweren Schicksalsschlag hinwegkam, verdankt Charly Weber auch seinen damaligen Mannschaftskameraden: „Sie haben mich aus der Klinik zu den Spielen abgeholt und mir immer das Gefühl gegeben, dass ich weiter zu ihnen gehöre.“ Und Weber nahm die Herausforderung an, und schon bald stellten sich auch im Rollstuhl die ersten Erfolge ein. Bereits 1991 wurde er zweifacher Vize-Europameister, und ein Jahr später wurde er in Barcelona als Paralympics-Sieger gefeiert. Seine Trainerlaufbahn begann Weber, der in all den Jahren nicht nur im Behinderten- sondern auch im Regel-Tischtennis aktiv war, im Jahr 2000. Und auch hier feierte er schon bald große Erfolge. So führte er Holger Nikelis bei den Paralympics 2012 in London zur Goldmedaille und Valentin Baus 2013 in Peking zum Weltmeistertitel. Heute ist Weber Co-Trainer beim Deutschen Behinderten-Sportverband (DBS) der deutschen Nationalmannschaft und Mitglied des Trainerstabes der andro-TT-Schule von Borussia Düsseldorf.
Diese Tätigkeit ist auch der entscheidende Grund für seinen Wohnungswechsel von Oberhessen ins Oberbergische. „Mir wurden die wöchentlich drei bis vier Fahrten zwischen Kassel und Düsseldorf einfach zu viel“, berichtet er. Nach seinem Umzug in die Gemeinde Reichshof erkundigte sich Weber über die oberbergische TT-Vereine, und entschied sich bald für den TTC Wiehl. „Hier stimmte das Gesamtpaket“, sagt Weber über seinen neuen Verein, bei der nicht nur Jugendtrainer ist, sondern auch Mitglied und in der 3. Mannschaft in der Bezirksklasse an die Platte geht, pardon, nein „fährt“. Der engagierte Tischtennisfachmann möchte vor allem die Kontakte zu den umliegenden Schulen ausbauen. Da trifft es sich gut, dass der TTC mit dem Wiehler Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium bereits eine Kooperation hat.
„Wir freuen uns sehr, dass sich Charly Weber für unseren Verein entschieden hat“, ist der TTC-Vorsitzende Michael Becher froh und hat schon nach den ersten Trainingsstunden festgestellt: „Er ist mit Herzblut dabei.“ Und ganz wichtig: Auch die Kids sind von der Übungsarbeit Webers begeistert und hochmotiviert, wie Becher bestätigt: „Charly kann die Kids sehr gut motivieren.“ Von der Arbeit des neuen Jugendtrainers erhoffen sich Michael Becher, aber auch die beiden übrigen TTC-Jugendtrainer Sarah Musiol und Wolfgang Dörfler einen Aufschwung in der Jugendarbeit – und zwar quantitativ und auch qualitativ. In dieser Saison spielt der TTC mit je einer Jugend- und Schülermannschaft in der Kreisliga, wobei für die Jugend die klare Vorgabe „Aufstieg“ ausgegeben wurde, um schon in der Rückrunde auf Bezirksebene zu spielen.