Hochkonzentriertes, meisterhaft beherrschtes und perfektes Klavierspiel bot Jamina Gerl im Burghaus Bielstein. Beim Klassik-Abend des Kulturkreises Wiehl hatten sich zahlreiche Gäste eingefunden, die einfach die Musik der Pianistin genießen konnten. Nur vor der ersten Zugabe ergriff Jamina Gerl das Wort um ein Stück von Felix Mendelssohn-Bartholdy anzukündigen. Ansonsten ließ sie ihre Musik und ihr Können für sich sprechen.
Foto: Vera Marzinski
Jamina Gerl stammt aus der Beethoven-Stadt Bonn uns so dufte im Programm „Gegensätze“ natürlich etwas von Ludwig van Beethoven nicht fehlen. Sie präsentierte mit ausdrucksstarkem Spiel die „Sonate Opus 111 in c-moll“. mit dem „Maestoso“ und der „Arietta“. Schwermütig und dennoch treibend ist Beethovens letzte Klaviersonate. Harmonisch mehrdeutig der erste Satz mit einer dramatischen Hinführung – mit starkem Wechsel der Dynamik – zum Hauptsatz. Auf ruhige Passagen folgen plötzlich aufbrechende Fortissimo. Der zweite Satz bot mehrere Variationen, die Jamina Gerl hervorragend umsetzte.
Eher kantabel der erste Part im Konzert mit der „Sonate KV 332 in F-Dur“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Sehr virtuos durch die vielen Variationen der Wiederholungen. Den italienischen Barock konnten die Gäste beim „Italienisches Konzert BWV 971 in F-Dur“ von Johann Sebastian Bach heraushören. In den drei Sätzen vollzog sich eine Änderung der Klangfarbe, da das lang andauernde „Andante“ in d-moll komponiert wurde. Frisch-fröhlich dagegen der Anfang in F-Dur – sehr lebhaft und bewegt. 1892 komponierte Johannes Brahms in Bad Ischgl sein „Drei Intermezzi Opus 117“ – auch diese impressionistischen Klangwelten bot Jamina Gerl meisterhaft. Zum Schluss die sogenannte „Damte-Sonate“ – Franz Liszts „Après une lecture du Dante: fantasia quasi sonata“.
Jamina Gerl studierte bereits mit 15 Jahren als Vollstudentin an der Hochschule für Musik Köln (Diplom K.A.). Ihre akademische Ausbildung setze sie an der University of Alaska in den USA fort, die sie mit dem „Master of Music“ abschloss und machte anschließend den „Doctor of Musical Arts“ an der Catholic University of America in der Nähe von Washington. Weitere Anregungen erhielt sie bei Meisterkursen und Workshops mit renommierten Künstlern. Im November 2013 debütierte Jamina Gerl in der Carnegie Hall, nachdem sie den 1. Preis bei der International Shining Stas Rachmaninoff Piano Concerto Competition erhielt. Von der Kritik wird sie oft für ihre künstlerische Tiefe, technische Souveränität und besonderes Gespür für Klangfarben gelobt. Ihre Konzerte führten sie neben vielen europäischen Ländern auch nach Japan, China und in die USA. Grandios, so eine Künstlerin in Bielstein erleben zu können.
Vera Marzinski
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Fotos: Vera Marzinski