„Hirnschmelze“ heißt das neue Programm des Kabarettisten Fritz Eckenga, der auch ein „Novembagedicht“ in Bielstein dabeihatte – aber das kam erst ganz am Schluss.
Für die großen und kleinen Probleme findet Fritz Eckenga deutliche Worte, gereimt oder ungereimt, auf jeden Fall aber satirisch verpackt – von leicht ironisch bis behutsam zynisch. Vom Stützpunkt Dortmund aus dichtet er sich die Welt zusammen. Die Ergebnisse stellt er auf Bühnen, in Büchern, Zeitungen, Zeitschriften und im Radio vor. Eckenga spielt Solo-Programme, schreibt Theaterstücke, Hörbücher und ist Radiokolumnist. Er ist Kabarettist, freier Autor, Kolumnist in Radio und Presse sowie langjähriges Mitglied des Rocktheater-Ensembles N8chtschicht.
Im Burghaus Bielstein kam er zum Comedy-Wochenende – am Abend zuvor war Hennes Bender im Saal. Seit einem Monat ist er mit seinem neuen Soloprogramm auf Tour, das „Hirnschmelze“ heißt. Denn wie anders solle man es nennen, wenn angesichts des „enormen Wirklichkeitsverbrauchs“ der Schädel dauerhaft brummt, betonte er. Seit 50 Jahren sei er Humor-Heilpraktiker, denn Lachen sei die beste Medizin. Er wisse nicht, wo „bei Ihnen die Grenze ist“, kam als Feststellung ans Publikum nach „Tumor ist, wenn man trotzdem lacht“. Das sollte der Onkologe zur Stimmungsaufhellung besser nicht seinem Chemo-Patienten sagen. Falsche Richtung – andersrum ginge der aber. Bei ihm sei zwischen Frontallappen und Stammhirn ist zu viel Content durch die Coronazeit. Und er Träume sehr viel.
An Fetzen aus seinen Träumen ließ er die Zuschauer teilhaben. „Authentizität pur!“ hatte er nachts aufgeschrieben. Wie war er nur darauf gekommen? Pur, wegen der Band mit diesem Namen? Die stellten immerhin seit 30 Jahren die Frage „Wo sind all die Indianer hin?“. Von einem Indianer wüsste er wo er geblieben ist: Apache 207. Der habe im Wigwam von Udo Lindenberg Unterschlupf gefunden. Doch dieses „pur“ was er meine, habe er von den Sportreportern. „Das ist Emotion pur!“, schreien sie. Das wäre auch Eckengas „Authentizität pur!“. Eine kleine Lektion zur deutschen Sprache hatte Eckenga auch in petto. Liebgewonnene alte Begriffe, wie „plästern“ würden ersetzt durch „draußen firmiert sich gerade ein Starkregen-Ereignis“. Außerdem gab es Einblicke in die Online-Kommentare, die in der Pause eingegangen wären. Die hatte er sich selbst ausgedacht, wie er später schmunzelnd zugab.
Ausführlich erklärte er, dass er seit der dritten Impfung mit Biontech einen Chip im Arm habe, mit dem er bezahlen könne und im Stadion so reinkäme – wäre ja alles auf dem Chip. Allerdings erhielt Eckenga Auffrischungsimpfungen schon als Kind durch das Spielen an und in der Emscher, die als offener Schmutzwasserlauf früher Abwasser transportierte. Die »Köttelbecke« – so wird die Emscher ebenfalls genannt – prägte sich tief in die Landschaft des Ruhrgebiets ein. Er sei Autodidakt mit der typischen Ruhrpott-Biografie. Und da passte natürlich auch der Name seines neusten Buches „Der Gesang der Köttelfische“ – aus dem gab es eine Kostprobe. Und außerdem ein Abschiedsgedicht von ChatGPT (Chat-Format das u.a. auch komplexe Texte wie Referate und Abhandlungen verfassen kann) im Stil von Fritz Eckenga. KI statt ND, also künstliche Intelligenz statt natürlicher Dummheit, so der Kabarettist dazu. Und als Zugabe noch Gedichte von ihm selbst – das „Novembagedicht“. Der November gefalle nicht jedem gleich gut – aber niemand kann ihn so gut beschreiben wie der Ruhrpott-Goethe Fritz Eckenga. Und Abschließen noch der Hinweis, dass er im Dezember mit „Akte X-Mas“ mit neun weiteren Kollegen unterwegs sei – Termine hier…
Vera Marzinski
Die nachfolgende Bilderserie wird Ihnen präsentiert von:
Zum Vergrößern der Fotos bitte Vorschaubilder anklicken.
Fotos: Vera Marzinski