Der Kulturkreis und die Buchhandlung Hansen & Kröger hatten zum Literaturabend ins Burghaus Bielstein eingeladen. Die englische Bestsellerautorin Sadie Jones stellte ihr jüngstes Werk „Jahre wie diese“ am Montagabend vor.
Foto: Vera Marzinski
Margarete von Schwarzkopf moderierte die Lesung und der österreichische Schauspieler Robert Stadlober fungierte als Vorleser. Und das in einer außerordentlich überzeugenden Art. Sicher tat der Inhalt aus dem Part des Buches einiges dazu, aber Stadelober nahm sehr mit in die Geschichte und die dortige Situation hinein.
Drei der vier Protagonisten des Buches „Jahre wie diese“ treffen sich hier Anfang der 1970er Jahre in einer Londoner Wohnung, hören Platten, gucken Bücher an, reden und lachen viel. Einer schläft ein – zwischen den anderen beiden entsteht eine prickelnde Spannung. Und genau diese ließ Stadlober erspüren. Insgesamt vier Figuren spielen in Sadie Jones Roman eine besondere Rolle. Alle vier Anfang Zwanzig und alle vom Theater fasziniert. Da ist Luke, der die Provinz verlässt um in London als Dramatiker zu arbeiten. Mit Paul, einem angehenden Produzenten, und Leigh, Pauls Freundin, gründet er eine Theaterkompagnie, die bald erste Erfolge feiert. Und schließlich kommt Nina dazu – eine labile, junge Schauspielerin. Wie ein Theaterstück hat Sadie Jones ihren Roman aufgebaut, verrät sie dem Publikum in Bielstein. Sie ist 1967 in London geboren und eigentlich Drehbuchautorin und hat viel für die BBC gearbeitet. Ihr Romandebüt „Der Außenseiter“ (2008) wurde in Großbritannien auf Anhieb ein Bestseller und war auch in Deutschland ein großer Presse- und Publikumserfolg. Die Journalistin und Autorin Margarete von Schwarzkopf entlockte der Erfolgsautorin so einige Informationen und Statements zu ihrem Roman und ihrer Arbeit. So fiel Jones ein Foto der Proben zu „Betrogen“ von Harold Pinter in die Hand, auf dem unter anderem Rachel Weisz und Daniel Craig zu sehen waren, das sie sehr zu „Jahre wie diese“ inspirierte. Von Schwarzkopf schlussfolgerte, dass Schauspieler sehr sensible, verletzliche Menschen seien. Robert Stadlober – 1982 in Friesach/Österreich geboren, der seinen endgültigen Durchbruch mit „Crazy“ (2000) hatte – verriet dazu, dass es ein Vorteil als Schauspieler sei, seine Macken auszuleben, denn man würde dafür auch noch bewundert.
Bewundernswert auch der Roman von Sadie Jones. Den hat sie, wie alle ihre Werke, chronologisch geschrieben. Aber den ersten Satz schreibe sie immer erst später, erzählte sie. Ihre Geschichten sind fiktiv und nicht autobiographisch. Dabei entwickeln sich ihre Figuren mit und mit und sie wirken so echt, als ob sie lebende Vorbilder genommen hätte. Das Ganze ist ein wenig „method acting“- ein typisch amerikanischer Schauspiel-Realismus, bei dem authentische Gefühle im Augenblick des Spieles oder einer Aufführung erlebt werden. Herausgekommen ist ein Buch, das mit Romantik, aber auch Enttäuschungen und vielen großen Überraschungen aufwartet. Sehr spannungsvoll nimmt Sadie Jones mit in die Theaterwelt der vier jungen Menschen in den 1970er Jahren.
Vera Marzinski
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