Gruselfaktor mit Justin Cronin im Burghaus

Spannung mit Suchtpotential scheint Justin Cronin mit seiner Trilogie produziert zu haben. Nach „Der Übergang“ ist jetzt auch „Die Zwölf“ in Deutschland erschienen. Bis Freitag ging er damit in Deutschland auf Lesetour, die er für Wiehl extra um einen Tag verlängerte.


Justin Cronin – Foto: Christian Melzer

Im Burghaus Bielstein verfolgten die Gäste gespannt den Ausführungen des Autors und der Moderatorin Margarete von Schwarzkopf. Die hatte wie immer, wenn sie in Wiehl einen englischsprachigen Autor begleitet, ausgeklügelte Fragen parat, die dem Publikum den Zugang zu den Romanen hervorragend ebnet. Justin Cronin stammt aus New England und studierte in Harvard. Er besuchte den berühmten Iowa Writers Workshop und lebt heute mit seiner Frau und seinen Kindern in Houston/Texas, wo er an der Rice University Englische Literatur unterrichtet.

Die Idee zur Trilogie, von der er nun den zweiten Teil in Bielstein vorstellte, erarbeitete er gemeinsam mit seiner Tochter. Die fand, er sollte doch mal was Spannendes schreiben. Etwas, wo die Welt gerettet wird und wo ein rothaariges Mädchen vorkommt – nicht nur Cronins Tochter, auch die Roman-Hauptfigur Amy hat rote Haare. Und worum geht es in der Trilogie: Zu Anfang waren es zwölf Kriminelle, die auf die Todesstrafe warteten. Doch dann wurden sie auserwählt für ein geheimes Experiment. Es sollte den Fortschritt bringen, aus ihnen sollten mehr als nur Menschen werden. Doch es schlug fehl. Jetzt sind es diese Zwölf, die das Leben auf der Erde bedrohen und das Ende der Menschheit bedeuten könnten. Und die letzte Hoffnung ruht auf einem Mädchen. Amy ist die Einzige, die sich der Macht der Zwölf entgegenstellen kann. Aber der Gegner ist stark, und ihre Kraft scheint mehr und mehr zu schwinden…

Verschiedene Figuren des Romans kamen zu Gehör an diesem Abend. Gerd Köster, Frontmann der legendären Band „Schröder Roadshow“ und zusammen mit Frank Hocker ist er „Köster & Hocker, überzeugt auch als Theaterschauspieler und Sprecher von Hörbüchern mit seiner ganz speziellen Stimme. So auch bei der Lesung aus der deutschen Übersetzung von „Die Zwölf“. Köster empfindet das Buch als Genre-frei. „Es ist wunderbar gemischt und bewegt sich geschmeidig zwischen den Genres“. Gilder ist eine Figur, die ihren Namen einem Quälgeist aus Cronins Schulzeit verdankt, wie der Autor schmunzelnd verrät. Gilder ist ein Bürokrat, der harmlos wirkt, aber böses anrichten kann in seiner Inkompetenz.

Das erste Buch – „Der Übergang“ – endet in der Zukunft, im Teil zwei – „Die Zwölf“ – kommt Cronin wieder in die Gegenwart zurück. Teil zwei der Trilogie ist kürzer als der erste Teil – nur 822 Seiten (Teil 1 „Der Übergang“ hatte 1.024 Seiten) -, aber nicht minder spannend. Justin Cronin erschafft Charaktere, die sich von ihm unterscheiden, sagt er. Es ist ihm wichtig, dass es Menschen sind, die nicht sein „Ich“ wiederspiegeln. Bereits als Kind hat Justin Cronin sehr gerne Endzeit-Geschichten gelesen, wie „On the beach“ von Nevil Shute. Verfilmt mit Gregory Peck, für den Margarete von Schwarzkopf schon als Zehnjährige schwärmte, wie sie verriet. Justin Cronin ist Professor für englische Literatur und erzählte den Gästen im Burghaus, dass er unter anderem von Charles Dickens viel gelernt habe. Vor allem wie er seine Geschichten strukturiert.

Justin Cronin schreibt nicht die üblichen Gänsehaut-Romane – das mussten auch die Gäste im Burghaus Bielstein feststellen, nach einem spannenden Abend mit dem Autor, einer hervorragenden Moderatorin und einem brillanten Leser.

Vera Marzinski

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Fotos: Christian Melzer

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