Stefan Jürgens’ fünftes Studioalbum heißt „Was zählt“ und so heißt auch seine Tour – mit der er auch ins Burghaus Bielstein kam. „Was zählt“ ist eine Reise durch seine Gefühls- und Gedankenwelt in einer unruhigen und scheinbar immer undurchschaubareren Zeit.
Im Moment gäbe es genug Gründe um zu Hause zu bleiben, aber dafür sei das Leben zu kurz, so Stefan Jürgens im Burghaus Bielstein. Nach 18 Monaten könne er endlich wieder auf die Bühne und er habe sich gefragt ob man das jetzt gerade machen könne und: „Man muss sogar wenn man kann“. Mit 15 habe er schon Gedichte geschrieben und dann auch die ersten Songs. In den letzten zwei Jahren hat der Poet, Schauspieler, Sänger „Love Letters“ zusammengestellt und als Buch rausgebracht. Mutwillige Liebesergüsse heißt es im Untertitel. Die sind auch in seinen Songs zu finden. Seine Musik ist sehr nachdenklich, sehr ruhig. Ob über den Mond oder „irgendwo, nicht hier“ oder das sehr melancholische „Engel“, dass er vor 20 Jahren geschrieben hat. Die Stimmung des Liedes untermalt zudem noch Tenorsaxophonist Ralf Kiwit. Seine Saxophon-Einlagen bilden die perfekte, harmonische Ergänzung zu einigen Liedern von Stefan Jürgens. Der ist derzeit ohne Band unterwegs und freut sich, Platz auf der Bühne zu haben. Den nutzt er in Bielstein – einmal am Flügel und sinnierend auf dem Sessel bei launigen Ansprachen, die weder Gendersprache, Landleben, noch das Thema Mann und Alter auslassen und alles mit einer ordentlichen Portion Selbstironie. So sehe er aus wie ein alternder Rockstar mit seinen Groupies, wenn er mit seinen drei mittlerweile erwachsenen Töchtern unterwegs sei. Die haben die Intelligenz ihrer Mütter und seine Kreditkarten, fügt er hinzu. Und natürlich bleibt bei dem Vater von vier Kindern auch das Thema Beziehungen nicht aus: in „Keine Ahnung wie’s geht“ formuliert er seinen eigenen Anspruch an Zweisamkeit. Leider müsse er feststellen, dass heutzutage die Romantik verloren gegangen sei und forderte die Männer auf, wieder mehr Gentleman zu sein.
Der ehemalige Berliner Tatort-Kommissar Robert Hellmann und SOKO-Wien Ermittler Major Carl Ribarski (von 2007 bis 2021) redet gern mit sich selbst, gestand er – und auch seinem Tisch erzähle er viel. Deshalb habe er diesem alten Tisch, der schon viel erlebt habe, wie er Augenzwinkernd gesteht, ein Lied gewidmet. Mit „Mein alter Tisch“, erfährt das Publikum, was ihm Herkunft und Erinnerungen bedeuten. Und den Gästen erzählt er auch, dass er gerne auf dem Bauernhof in Brandenburg lebe. Dort sei es manchmal so still, dass man glauben könne, alles sei gut und dann träume er von einer besseren Welt. Das Konzert war ein emotionales Wechselbad voller Poesie, scharfzüngiger Komik, aber auch stiller Momente. Nach den drei Burghaus-Tribute Abenden bot Stefan Jürgens ein ruhiges Konzert mit viel Tiefe am Donnerstagabend. Was übrig bleibt, wenn es wirklich drauf ankommt: „Was zählt weiß jeder ganz allein“, brachte Jürgens auf den Punkt.
Am kommenden Donnerstag – 24. März 2022 – präsentieren „baff!“ in ihrem Programm „bei zeiten“ fette Vocal-Pop-Beats, feine A-Cappella-Töne, eigene deutsche Songs und Arrangement. Für dieses Popmusik-Vokal-Event im Burghaus gibt es noch Karten bei Wiehl-Ticket (Tel. 02262-99285).
Vera Marzinski
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Foto oben: Vera Marzinski