Musikalische Bildermaler: Gruber & Gruber

Die Brüder Thomas und Rainer Gruber entführten am Samstagabend im Burghaus Bielstein mit ihrer Musik auf eine Reise von Bayern nach Andalusien, über Paris, die Aggertalsperre und wieder zurück. Die Gewinner des bayerischen Kulturpreises 2010 servierten eine Melange von Klassik bis bayerischem Flamenco als ein Menü für Genießer. Auf Akkordeon, Gitarre und Hackbrett zauberten die Beiden musikalische Geschichten und Märchen aus Gegenwart und Vergangenheit rund um den Globus.


Fotos: Christian Melzer

Zwischenzeitlich nutzen sie während des Konzertes Hackbrett und Akkordeon auch als Percussion-Instrumente. Das Duo ist sehr vielseitig und Thomas Gruber zudem noch viel-saitig. Er spielt das Hackbrett, das mit Saiten bespannt ist. Im Prinzip funktioniert das Hackbrett eigentlich wie ein Klavier. Auf die gespannten Saiten schlagen beim Klavier festinstallierte mechanische Hämmerchen – beim Hackbrett ist der Musiker selber die Tastatur. Das Hackbrett wird in Volksmusikgruppen meistens mit der Zither, der Volksharfe und der Gitarre gespielt. Aber das, was „Gruber & Gruber“ musikalisch darbieten, kann nicht als Volksmusik bezeichnet werden. Auch wenn da mal ein bayerischer Zwiefacher – ein Volkstanz mit Taktwechsel – mit spanischen Klängen vermischt wird. Und das was die beiden Musiker daraus machen wird dann ein „Bayerischer Flamenco“.

Das Hackbrett ist ein Instrument mit einer einzigartigen Klangfarbe und gibt den Stücken eine besondere Note. Auch der warme Klang der diatonischen Knopfharmonika ist andersartig und kam besonders bei einigen Kompositionen heraus, die sie nicht auf der Bühne sondern im Seitengang präsentierten. Thomas Gruber spielte dieses Instrument mit ebenso viel Leidenschaft wie das Hackbrett. Man meint, die beiden Musiker entführen sich selbst immer wieder in die kammermusikalischen Bilder, die sie malen. Fast alle Stücke stammen aus der Feder der beiden Grubers. Rainer Gruber schrieb auch das Auftaktstück „Gruß an James Brown“. Charakteristisch für seinen ganz eigenen, unverwechselbaren Stil ist die Verbindung der europäischen Klangmöglichkeiten des Akkordeons mit Elementen aus der Klassik: Und nicht nur das Akkordeon beherrscht er virtuos und nuancenreich – auch sein Spiel auf der Gitarre ist brillant.

Sie erzählen vom alten Maultier des Ritters Don Quichotte oder nehmen mit in einen Regenschauer, der in einen strahlenden Sonnenschein übergeht – und wer genau zuhört kann den kleinen Schmetterling flattern hören, der sich durch die gereinigte Luft hochschwingt. Ob es daran liegt, dass die beiden so authentisch sind? Sie entführen nach Afrika oder mit dem „Italienischen Walzer“ ans Mittelmeer ebenso wie auf hohe Gipfel oder nach Paris. Für den „Sonnenuntergang“ benötigten sie vom Publikum die Assoziation eines Badesees. Vorgeschlagen wurde die Aggertalsperre.

< Sie deuten abwechselnd vor den Stücken an, wohin die Reise geht und schon sieht man sich am Wasser der Aggertalsperre, in dem sich die Sonne spiegelt oder auf einem kleinen Ausflug am warmen Herbsttag, der auf den Watzmann führt. Der steile Anstieg und dann das Gefühl, wie der Wanderer sich bei dem Anblick "herobn" fühlt - das alles geht bei dieser musikalischen Reise. "Mir wolln das auch spuiln", kommentiert Thomas Gruber das "Manha de Carneval" von Luiz Bonta, das eigentlich für ein Orchester vorgesehen ist - aber natürlich funktioniert das auch hervorragend bei solch einem Duo. Und weil die Jahreszeit "nimmer so schee" ist, geht es mit "Reisefieber" dann noch mal musikalisch auf einen Ausflug in Gefilde, wo es schön und warm ist. Es klingt bei ihnen nach Klassik, Jazz, Folklore, höfische Musik oder mal nach einem argentinischen Tango. Die zwei sympathischen, musikalischen Grenzgänger aus Bayern nahmen das Publikum an diesem Abend mit zu einer grenzenlosen, beeindruckenden Musik-Reise durch ihr kammermusikalisches Miteinander. Vera Marzinski

Beitrag teilen:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert