Das Kronenfest, das die Kreisgruppe der Siebenbürger Sachsen Wiehl-Bielstein am 22. Juni 2019 an der evangelischen Kirche in Bielstein feierten, geht auf eine uralte Tradition der Siebenbürger Sachsen zurück. Bereits vor dem Kronenfest besuchte die Kreisgruppe den Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl.
Schon 1764 erwähnt Martin Felmer, Stadtpfarrer von Hermannstadt, diesen „Gebrauch“, der am Johannistag (24. Juni) oder zu Peter und Paul (29. Juni) in sächsischen Ortschaften zwischen Alt und Kokel gefeiert wurde. Die Wurzeln des Festes um die blumengeschmückte „Krone“, welche eigentlich ein Wagenrad war, liegen wahrscheinlich in vorchristlichen Sonnenwendfeiern. Als Erntebittfest blieb es in einigen Dörfern im „Alten Land“ bis in die frühen 1990er Jahre erhalten. Mit der Auswanderung der Siebenbürger wurde auch das Kronenfest als Brauchtumsfest in der neuen Heimat zum übergemeindlichen Fest, wo sich Jung und Alt an den Trachten der Tänzer, der geschmückten Krone und bei Blasmusik und Chorgesang erfreut.
Die Kreisgruppe Wiehl-Bielstein feierte ihr Kronenfest am 22. Juni an der evangelischen Kirche in Bielstein. Pfarrer Daniel Boltner begrüßte die Besucher zur Andacht in der ev. Kirche in Bielstein und baute seine kurze Predig auf den Begriff Shalom auf, der unter anderem Unversehrtheit und Heil bedeutet. Doch mit dem Begriff ist nicht nur Befreiung von jedem Unheil und Unglück gemeint, sondern auch Gesundheit, Wohlfahrt, Sicherheit, Frieden und Ruhe. Und hierzu kann jeder im kleinen Kreis der Familie, im sozialen Umfeld und schließlich in der Welt beitragen. Zum Abschluss der Andacht sang der Wiehl-Bielsteiner Chor unter Leitung von Judith Dürr-Steinhart das Lied: „Nun steht in Laub und Blüte“ von Johann Steuerlein (1575). Es war das erste Mal, dass Pfarrer Boltner den Chor singen hörte, der mittwochs Abend im Gemeindehaus in Oberbantenberg seine Proben abhält.
Nach der Andacht wurde vor der Kirche um die bereits am Freitag von vielen fleißigen Händen geschmückte Krone in Tracht getanzt. Zum Aufmarsch der Tanzpaare spielte die Blaskapelle der Bielsteiner Adjuvanten unter der Leitung von Horst Bretz. Horst Kessmann, Vorsitzender der Kreisgruppe Wiehl-Bielstein, begrüßte als Ehrengäste Herrn Bürgermeister Ulrich Stücker, das Pfarrerehepaar Martina und Horst Sonnenberg und Daniel und Ute Boltner, Frau Anita Gutt, Vorsitzende der Kreisgruppe Drabenderhöhe und viele Vertreter und Gäste der Nachbarkreisgruppen. Ganz besonders begrüßte er die Kleinsten, Tänzer Elias, Louis und Miriam (knappe 3 Jahre alt), die schon ganz aufgeregt auf ihren ersten Auftritt in Tracht warteten. Ein Beweis dafür, dass auch die junge Generation der Kreisgruppe Brauchtum pflegt und lebt, war die Teilnahme von über 40 Teilnehmern in Tracht beim diesjährigen Heimattag in Dinkelsbühl, erwähnt Kessmann.
In seinem Grußwort bedankt sich Bürgermeister Ulrich Stücker für die Einladung zum Kronenfest und betont, dass er auf vielen Veranstaltungen der Siebenbürger Sachsen, sei es bei uns in Bielstein oder in Drabenderhöhe war und nur positive Erlebnisse hatte. Man spüre als Gast, dass Brauchtumspflege bei Jung und Alt eine Herzenssache ist. Es sei vorbildlich, dass es gelingt, Kinder und Jugendliche für den Fortbestand und die Pflege des siebenbürgischen Brauchtums zu begeistern und somit auch als Wiehler und Wiehlerinnen zur kulturellen und gesellschaftlichen Vielfalt der Stadt beizutragen.
Mit großem Applaus wurden die Kinder-, Jugend- und Erwachsenentanzgruppen für die aufgeführten Tänze belohnt. Bei dem Sonnenschein und der Hitze kam so manch einer ins Schwitzen auch ohne Tracht. Die Gäste von nah und fern konnten bei Kaffee, selbstgebackenem Kuchen und gegrillten Mici den Nachmittag genießen. Für abends war Party angesagt mit dem Trio „Variation“, Roswitha Martini, Edgar Wolff und Helmuth Kasper.
Horst Kessmann: „Ein großer Dank geht an alle Helferinnen und Helfer, Kulturgruppen, sei es Frauengruppe, Theater- oder Tanzgruppen, an Pfarrer Daniel Boltner und die Kirchengemeinde Bielstein, alle Gäste, die dazu beigetragen haben, dass wir dieses schöne Fest zusammen feiern durften.“
Mit Feuer im Herzen zum diesjährigen Heimattag der Siebenbürger Sachsen nach Dinkelsbühl gereist
Noch vor dem Kronenfest machten sich viele Mitglieder der Kreisgruppe Wiehl-Bielstein auf den Weg um dem Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl beizuwohnen. Während es sich die Jugendlichen auf dem Zeltplatz gemütlich machten, hatte es die „ältere“ Generation vorgezogen in der Jugendherberge in Dinkelsbühl unterzukommen. Gut gelaunt machte man sich gemeinsam auf den Weg in Richtung Festzelt, um das erste Mal das Tanzbein zu schwingen, vor allem die weiblichen Jugendlichen fieberten dem Gastauftritt von „Feuerherz“ entgegen. Der Samstag diente tagsüber dazu, dass die Gruppe sich die unterschiedlichsten Darbietungen anschaute. Insbesondere die Vorstellung der 4-jährigen Arwen, welches das Gedicht „Huest te Kummer uch Bektritnis“ in sächsischer Mundart vortrug, hat so manchem Zuschauer zu Tränen gerührt. Samstagabend wurde dann wieder im übervollen Zelt gerockt und geschwitzt; immer im Hinterkopf, dass am Sonntag der Trachtenumzug ist und sich die Kräfte gut eingeteilt werden sollten.
Trotz kurzer Nacht erschienen alle pünktlich am Treffpunkt zur Aufstellung für den Trachtenumzug. Mit Stolz und Freude präsentierte die große Bielsteiner Gruppe, von weit über 40 Teilnehmern, sich und ihre Trachten den Zuschauern am Straßenrand. Auch in diesem Jahr waren es wieder unglaubliche 3.200 Trachtenträger die am Umzug durch die Innenstadt von Dinkelsbühl teilnahmen. Durch die vielen Trachtenträger in diesem Jahr war es notwendig eine kurze Pause einzulegen, damit die hinteren Trachtengruppen an den Zuschauern vorbei schreiten konnten. Diese Pause wurde genutzt um unter Akkordeonbegleitung, von einem Mitglied der Jugendtanzgruppe Wiehl-Bielstein, die Reklich Med zu tanzen und gemeinsam bekannte Volkslieder zu singen. Während die Erwachsenen nach dem Umzug die Tracht ablegen konnten, machten die Jugendlichen noch vor der Schranne und dem alten Rathaus an der Volkstanzveranstaltung „Aus Tradition und Liebe zum Tanz“ der SJD mit.
Die sommerlichen Temperaturen in Dinkelsbühl nutzten viele dazu, sich mit alten Bekannten aus der Heimat auszutauschen, um anschließend im Festzelt das Kulturwochenende ausklingen zu lassen. Ob jung oder alt, alle waren der Meinung, dass dies nicht der letzte Trachtenumzug gewesen ist, an dem die Kreisgruppe Wiehl-Bielstein mitwirkte.