Für den 27. April 2019 lud die Kreisgruppe Wiehl-Bielstein des Verbandes der Siebenbürger Sachsen e. V. zum 30-jährigen Jubiläum der Theatergruppe in die Aula des Schulzentrums in Bielstein ein.
In seiner Begrüßungsrede würdigte Horst Kessmann, Vorsitzender der Kreisgruppe das Wirken der Theatergruppe als tragende Säule der Kulturarbeit in der Kreisgruppe. Er wies auf 27 aufgeführte Theaterstücke und Sketche vorwiegend in siebenbürgisch-sächsischer Mundart in diesen 30 Jahren des Bestehens hin.
Rainer Lehni, Landesvorsitzender des Verbandes in NRW hob in seinem Grußwort mit einem Zitat von Johann Gottfried Herder die besondere Bedeutung der Mundartpflege hervor. Zitat: „Für ein Volk ist seine Sprache etwas Besonderes. In ihr wohnt sein ganzer Gedankenreichtum an Tradition, Geschichte, Religion und Grundsätzen des Lebens, sein Herz und seine Seele. Die Sprache, in der ich erzogen bin, ist meine Sprache.“
Die überraschend hohe Besucherzahl, die sich in der Aula in Bielstein von nah und fern eingefunden hatte, beweist einmal mehr, dass die Wahl des Stückes „Das Frauendorf“ von Frida Binder-Radler für diesen Anlass die richtige war.
Die Blaskapelle „Bielsteiner Adjuvanten“ unter Leitung von Horst Bretz und der jüngst gegründete Chor der Kreisgruppe, geleitet von Judith Dürr-Steinhart, bildeten den musikalischen Rahmen dazu.
Erika Hamlischer, langjährige Leiterin der Theatergruppe nahm zu Beginn der Aufführung einen kurzen Rückblick auf die Zeit und die Umstände, in denen das Stück „Das Frauendorf“ geschrieben wurde. Der geschichtliche Hintergrund stützt sich auf eine Sage aus der Sammlung „Siebenbürgische Sagen“ von Dr. Friedrich Müller. Die Autonomie der Siebenbürger Sachsen und ihre Privilegien hatten sie sich gegenüber dem herrschenden ungarischen König erworben, indem sie sich verpflichtet hatten, die Landesgrenzen vor den Angriffen von außerhalb zu verteidigen. Die Lücken, die so ein Krieg unter den Bewohnern des sächsischen Dorfes Frauendorf gerissen hatte und der Umgang damit, ist auch Thema in dem Theaterstück. Entgegen anfänglicher Skepsis und Bedenken, nehmen die verbliebenen alleinstehenden sächsischen Frauen die Hilfe der Szekler an und finden Unterstützung in ihrer wirtschaftlichen Not. Daraus erwächst auch manch privates Glück.
Trotz ernstem Hintergrund konnte das Stück in einer humorvollen Weise gestaltet werden – aufgeführt in leicht abgewandelter Bearbeitung der Originalfassung nach Abstimmung mit Wolfgang Gerhard Binder, dem Sohn der Schriftstellerin.
Mit großem Fingerspitzengefühl wurden die Rollen besetzt, das Bühnenbild und die Auswahl der Kostüme gewählt. Als Augenschmaus sind die zeitgenössischen Trachten und als Ohrenschmaus die sächsischen Texte, Redewendungen und Lieder zu betrachten, die vom Chor eingebettet im Stück vorgetragen wurden. Dem Ensemble von 21 Darstellern, darunter auch Veteranen der ersten Stunde, ist es hervorragend gelungen, ein ganzes Dorf mit allen seinen Facetten darzustellen.
Der tosende Applaus des Publikums war die Belohnung für unzählige intensive Proben und das Lampenfieber der Darsteller und sicherlich auch ein Ansporn für Kontinuität auch nach 30 Jahren des Bestehens.
Harald Zelch, Rudolf Hamlischer und Hans Bell wurden von Rainer Lehni für 30 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit in der Theatergruppe geehrt.
Eine besondere Idee hatten Mitglieder der Theatergruppe, die auch im Bielsteiner Karneval aktiv sind. Die ersten Siebenbürgischen Orden wurden entworfen und an die Leiterin der Theatergruppe, den Kreisgruppenvorsitzenden und den Landesvorsitzenden, verliehen.
Kreisgruppenvorsitzender Horst Kessmann: „Ein großer Dank geht an alle Darsteller, das Publikum, das uns die Treue hält, die fleißigen Helfer, die uns mit siebenbürgischem Stritzel, Hanklich, Baumstritzel und Getränken zum Empfang, in der Pause und zum Ausklang bewirtet haben und allen Beteiligten, die vor, während und nach dem Fest zum guten Gelingen beigetragen haben.“
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Fotos: Christian Melzer