Drei Musiker, 23 Instrumente, fünf Stilrichtungen – wenn das „Quantett Johannes Kobelt“ auftritt, hinterlässt es Spuren, nachhaltige Erinnerungen. Die exzellenten Musiker begeisterten in Bielstein mit ihrem unerschöpflichen musikalischen Reichtum. Das Zusammenspiel zeigte sich harmonisch und auf höchstem Niveau und begeisterte. Beginnend mit einem schweizerischen Teil, ging es nahtlos in russische und ungarische Musik über, um danach ins Klassische zu wechseln. Den Schlusspunkt setzten fulminante Jazz-Melodien.
Sie erfinden sich selbst immer wieder neu und sind doch so unverwechselbar stets von der gleichen tiefen Musizierhaltung geprägt: Keck, mit leichtem Augenzwinkern und mit höchst geistvollem Humor. Sie nennen sich „Quantett“ wegen der Quantität der Musikinstrumente und ihrer eigenen musikalischen Fähigkeiten. In einer Zeit des ausgesprochenen Spezialistentums ist es besonders beachtenswert, dass alle drei Musiker mehrere Instrumente virtuos beherrschen. Und dies in einer brillanten Art und Weise. Besonders meisterhaft das Violinenspiel von Katharina Kobelt. Seit 1974 ist das „Quantett Johannes Kobelt“ auf Tournee mit dem klingenden Instrumenten-Museum. „Fabulös tabulos“ ist bereits das 12. Programm, das sie mit echter Freude und sehr virtuos musizieren.
Johannes Kobelt spielt Violoncello, Kontrabass, Bass-Domra, Klarinette, Sopran-Saxophon, Taschen-Cornet, Kontrabass-Concertina, Zwerg-Concertina, Schwyzerörgeli. Er kommt aus einer Musikerfamilie – der Vater Kirchenmusiker und die Mutter Violinistin. In Zürich studierte er Cello und es folgten weitere Studien auf Klarinette, Klavier, Posaune, Cymbal und Kontrabass. Vor der Gründung des „Quantett Johannes Kobelt“ war er Solocellist im Kölner Kammerorchester und Mitglied des Tonhalleorchesters Zürich. Katharina Kobelt ist nicht nur brillant auf der Violine und Tanzmeistergeige. Des Weiteren spielt sie Trichtervioline, Prim-Balalaika und Duett-Concertina. Mit der Violine begann sie bereits im Kindesalter und erhielt ihr Lehr- und Solistendiplom am Konservatorium in Winterthur bei der Violinpädagogin Aida Stucki, die auch die berühmte Geigerin Anne-Sophie Mutter ausbildete. An Gitarre, Kontrabass-Balalaika, Alt-Balalaika, Bass-Saxophon, Bass-Aeola, Banjo, Kontrabass: Adrian Bodmer. Nach der Ausbildung zum Kirchenorgelbauer wurde er Spezialist für das Stimmen dieser Instrumente. Zudem befasste sich Adrian Bodmer ausgiebig mit Jazz und spielte in zahlreichen Jazzorchestern.
Diese Drei begeisterten in Bielstein schon mit dem ersten Stück – „Der Walzer“, gespielt mit einer russischen Kontrabass-Balalaika, Violine und Cello. Bei „Rumpelstilzchen“ rumpelte es etwas, laut Johannes Kobelt, der nicht nur dieses Stück komponiert hatte. Im „Ervolksliedländler“ hatte Kobelt Zitate aus Schweitzer Volksliedern eingebaut wie „Das Burlebübele mag i net“. Das Schwyzerörgeli kam bei „Agrar Kadabrar“ zum Einsatz. Gebannt verfolgte hier das Publikum auch die schweizerische Ansprache mitten im Lied von Adrian Bodmer. Bis auf „Landwirtschaft“ und „Agrarwirtschaft“ verstand man fast nichts. Wobei der Klang dieser Sprache schon besonders ist. Nur den Schluss verstand dann wieder jeder: „Wir haben nicht nur Agrar, wir haben sogar Agrar Kadabrar“.
„S’Vreneli“ tauchte in mehreren Stücken auf. Ob in dem auf zwei Balalaikas und einer Bass-Domra in „S’Vreneli in Moskau“ oder „Auf dem Lande von Bernós“ sowie im „Simeliberg Celloquium“. Dieses „Celloquium“ sei ein zeitlich begrenztes musikalisches Gespräch mit dem Cello, erklärte Kobelt dazu. Die Familie alter Concertinas kamen beim „Babuschka Tanz“ und dem „Lied der Wolgaschlepper“ zum Einsatz. Unter anderem auch eine Zwerg-Concertina, deren Töne fast im Hochfrequenzbereich lagen. Dafür konnte Johannes Kobelt aber auch mit der aus 1887 stammenden Kontrabass-Concertina tiefere Töne erzeugen, als sie auf einem Kontrabass möglich sind. Interessante Neukreationen von Musikstilen offenbarten die drei Musiker beim Konzert. So auch die Klabra-Musik in dem Stück „Eine Waldlichtung“, die sich aus Stilelementen der Klassik und der brasilianischen Musik zusammensetzt. Johannes Kobelt erläuterte solche Sachen immer mit einem verschmitzten Lächeln.
Mit viel Stolz erzählte er vom Alter der Instrumente, die bei der „Sonate in G-Dur“ von Johann Sebastian Bach zum Einsatz kamen. Das Cello stammte aus dem Jahre 1717 – da war Bach 32 Jahre alt. Zehn Jahre älter die Geige von Katharina Kobelt. Die venezianische Gitarre, die Adrian Bodmer hier spielte, war nicht nur mit 2.500 eingelegten Teilchen aus Knochen und Perlmut bestückt, sie war bereits 105 Jahre alt als Bach geboren wurde und die schottische Königin Maria Stuart soll auf ihr gespielt haben. Auf die klassischen Stücke folgte dann der Programmteil „jazzig“. Eins der wenigen Stücke, das vollkommen aus der Feder eines anderen Komponisten stammte war der Jazz-Standard „New Orleans“ von Carmichael Hoagy. Beim „Limehouse Blues“ kam dann die Original-Django-Reinhardt-Gitarre zum Einsatz. Zum Abschluss ein „In Memoriam Hupe Gusti“ mit Hupen des Tröten Gustav, der diese gesammelt hatte. Dazu Geige, Vega-Tenor-Banjo und ein 120jähriges Sopran-Saxophon aus Chicago.
Das „Quantett Johannes Kobelt“ bescherte dem Publikum im Burghaus Bielstein einen Konzertabend mit einem Programm, das ein wenig traditionell – ein wenig frech – ein wenig besinnlich – humorvoll und mitreißend – einfach „quantettisch“ war.
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Fotos: Kulturkreis