Zu einem Literarisch-musikalischen Abend im Burghaus hatte der Kulturkreis Wiehl eingeladen. Vor ausverkauftem Saal präsentierte Oliver Steller sein Programm „Zwischen den Sternen“ gemeinsam mit Dietmar Fuhr (Kontrabass) und Bernd Winterschladen (Saxophon).
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Oliver Steller erzählte die Biographie des Dichters Rainer Maria Rilke und mischte immer wieder gesprochene oder gesungene Parts ein – ob Gedichte oder Zitate aus Briefen. Die Textauswahl, die Dramaturgie und die musikalische Bearbeitung gingen eine Verbindung zu einem wunderbaren und fesselnden Bühnenprogramm ein. Bereits zum vierten Mal kam Steller mit einem seiner literarischen Programme ins Burghaus. Im Herbst 2015 war er bereits mit Rilke da, im Frühjahr 2017 mit Kurt Tucholsky – damals solo auf der Bühne. Und wie bei Stellers Abenden mit Blick auf herausragende Literaturgrößen üblich, hörten die Gäste nicht nur viele Gedichte und vertonte Worte, sondern auch so manches aus dem Leben des Künstlers. Im Februar 2020 hatte Oliver Steller wieder die Dietmar Fuhr und Bernd Winterschladen dabei und den Schriftsteller, Dichter, Zeichner und Maler Robert Gernhardt (1937 – 2006) im Gepäck bzw. dessen Gedichte, Briefe und Blick auf dessen Leben.
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Oliver Steller stellte am Donnerstag erzählenderweise den Dichter des Abends vor: René Karl Wilhelm Josef Maria. 1875 in Prag geboren – seine Mutter hätte wohl lieber ein Mädchen gehabt. Mit 19 Jahren schrieb Rilke seinen ersten Gedichtband – 1897 änderte er René in Rainer um. Einblicke in sein durchaus abwechslungsreiches Leben erhielten die Gäste im Burghaus. So kam Lou Andreas-Salomé aus einer Beziehung mit Nietzsche – Rilke lernte sie 1898 kennen. Über Russland gelangt der Dichter nach Worpswede, wo er Clara Westhoff traf. Es entstand das „Ich möchte der Einzige sein…“. 1901 heirateten sie, bekamen eine Tochter und trennten sich wieder. Das “Wie soll ich meine Seele halten, dass sie nicht an deine rührt“ ist darum nicht an die Ehefrau, sondern Lou gewidmet. „Lösch mir die Augen aus“ entstand 1901 – vertont von den drei Musikern im Burghaus, die mit Dramatik und Melancholie das Gedicht fühlbar machen.
Paris wurde für Rilke Heimat und Heimsuchung. Das Publikum hörte im abwechslungs- und facettenreichen Wechsel die Vita des Dichters, mit einigen Anekdoten und Auszüge aus seinem Schaffenswerk, wie dem Gedichtband „Mir zur Feier“. „Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen“ zählt sicher zu einem der bekanntesten Gedichte. Dies und „Der Panther“, einen Auszug aus der „Duineser Elegie“ oder auch die erste Duinese Elegie trugen die drei Herren vor. „Duineser Elegien“ ist der Titel einer Sammlung von zehn Elegien oder auch Klagegedichte des Dichters Rainer Maria Rilke, die 1912 begonnen und 1922 abgeschlossen wurden.
Es entstand zudem 1910 der Tagebuchroman „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“. Im Dezember 1926, im Alter von 51 Jahren, starb Rilke. Sein Grab liegt auf der Rückseite der Kirche in Raron/Schweiz – ein einsames Grab. Oliver Stellers Kommentar: “Rilke hätte es nicht besser auswählen können“.
Das Rilke-Programm „Zwischen den Sternen“ habe er ab 2005 zwei Jahre vorbereitet und kam darauf im letzten Urlaub mit seinem Vater, der damals sagte „Wer jetzt kein Haus hat – baut auch keins mehr“ – aus dem Gedicht „Herbsttag“ von Rilke. Und Steller hatte zum Schluss noch eine Ankündigung in petto: sein neues Programm „Balladen – Das Gedicht Plus“ startet im März. Seit 30 Jahren sammle er Balladen, die lyrisch wie ein Gedicht, episch wie ein Roman und spannend wie ein Thriller wären und er sagt: „Die Ballade ist das Gedicht Plus!“. Vielleicht kommt er ja damit auch ins Burghaus Bielstein. Die Gäste am Donnerstagabend waren auf alle Fälle wieder ganz angetan von seinem Programm und den musikalischen Beiträgen der beiden Mitmusiker.
Vera Marzinski
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Fotos: Vera Marzinski