„Veronica, Herr Lenz ist da!“ verkündeten „Die Glühwürmchen“ im Burghaus Bielstein. Einen musikalischen Reigen von den goldenen 1920er Jahren bis hin zum Wirtschaftswunder der 1960iger Jahre hatten sie dabei.
Elke Buschmann (Bandleaderin, Klarinette, Gesang), Imke Frobeen (Cello, Gesang) und Nadja Hielscher (Violine, Gesang, Grammophon-Geige) in Charleston-Kleidern, begleitet von Uwe Rössler am Piano und Marcus Buschmann am Schlagzeug brachten einen Reigen an schönen Liedern und zudem noch einige Ansagen zwischendurch mit. So wusste Elke Buschmann, dass es ganz natürlich sei, wenn man mit zunehmendem Alter dicker werde. Dass hinge mit dem Stoffwechsel zusammen. Also alles Größe 36 raus aus dem Schrank und Größe 56 rein – dann sei man auf der sicheren Seite. Passend dazu „Benjamin, ich hab‘ nichts anzuziehn!“ von Max Kuttner aus 1928.
Hanns Buschmann trug gemeinsam mit Rössler am Klavier Couplets vor, die ein pointiertes Gegenstück zu den männerkritischen, frechen, frivolen Chansons der Damen bildeten. Der bekannte Kölner Vortragskünstler hatte einige Schätze aus der Grammophon-Ära ausgegraben. Nicht nur Bielstein sei Zentrum des Kabaretts gewesen – auch die kleine Stadt Berlin. Und so gab es einen Text von Kurt Tucholsky über Berlin im Frühling: „Mit der Hand übern Alexanderplatz“. Zudem noch Kästners „Atmosphärische Perspektive“ von dem Zwei-Meter-Mann Buschmann – vorgetragen in Frack und Zylinder. Otto Reutter (1870-1931) suchte 1920 den „gewissenhaften Maurer“. Schon damals sei es offensichtlich schwierig gewesen, Handwerker zu bekommen, so Buschmann. Das Couplet mit „Aber nu geh’n wa ran, Nu fang‘ wa gleich an!“ sorgte für viel Heiterkeit im Publikum.
„Wie reizend sind die Frauen“, betonte Buschmann und da kamen die Damen der „Glühwürmchen“ wieder auf die Bühne und verkündeten: „Ich gehöre nur mir selbst allein“. Nicht der Broadway sei ihr Ziel, auch Köln sei wunderbar und Bielstein sowieso, deshalb trugen sie nur ein „Lullaby of Broadway“ – ein Lied von Harry Warren aus dem Jahr 1935 das auch Doris Day einst sang – vor. Waren die Damen bzw. die Glühwürmchen im ersten Teil in Charleston-Kleidern, so kamen sie im zweiten Teil im Frack mit weißer Rüschenbluse und Zylinder. Dafür spielten sie dann aber einen Charleston über die Sonne, die unter den Dächern versinkt. Der “Lieber Tango von Arno“ war dann doch eher der „Libertango“ von Astor Piazzolla – den trugen Pianist Uwe Rössler und Imke Frobeen mit dem Cello sowie Nadja Hielscher mit der Violine vor.
Über Wirtschaftskrisen sang man bereits in den 1920er Jahren. Und „Ein Sachse ist immer dabei“ wusste schon Otto Reutter. Denn auch im Burghaus hatte sich einer eingefunden. Hanns Buschmann hatte noch einen Reutter Klassiker dabei, der auch heute an Aktualität nichts verloren habe: „In 50 Jahren ist alles vorbei“. Zu „Flipper“ kamen die Damen mit Badehauben auf die Bühne, doch dann gab es etwas Loriot mit dem allseits bekannten Dialog zwischen den zwei Badenden – dazu „In meiner Badewanne ist es wunderschön“. Ganz viel Lärm mit „Miau“ und „Wau wau“ und viel Krach vom Publikum als gemeinsame Zugabe zu „Mein Bruder macht beim Tonfilm die Geräusche“, sorgte nochmal für viel Spaß beim vorletzten Abend des Frühlingsprogramms des Kulturkreises Wiehl im Burghaus Bielsten. Das Kölsche Mitsing-Konzert mit Björn Heuser am 10. April beendet die Saison und ist leider schon ausverkauft – aber: es gibt Karten für das Herbstprogramm, das im September startet bei Wiehl-Ticket.
Vera Marzinski
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Fotos: Vera Marzinski