Nach seinem ersten Programm „Besser Arm ab als arm dran“ geht es weiter mit „Glückliches Händchen“ bei Martin Fromme. Damit kam er ins Burghaus Bielstein zum Kulturkreis-Wiehl-Abend. Martin Fromme ist Komiker, Buchautor, Moderator, Schauspieler – kein „einarmigen Bandit“, wie er sich ironischerweise schon mal in seinen Shows vorstellt, sondern einer, der seine Behinderung gerne mal aufs Korn nimmt.
Der Mann mit dem „Aktion Sorgenmann“-Shirt kommt aus Wanne-Eickel. Gleich zu Beginn stellt er fest: „Man sieht es sofort: ich bin Brillenträger“. Sein Arm sei eine wertvolle Schnitzarbeit aus dem Erzgebirge. Und: ist er wirklich der Erfinder der chinesischen Winke Katze? Mit eingespielten Winke Katzen auf der Projektionswand hinter sich, winkt er demonstrativ mit seinem linken (Ober)-Arm. „Dass mit der Winke Katze vergessen sie nie mehr“, fügt er dem schelmisch lachend hinzu. Beim Fingerhakeln habe er den Arm nicht verloren – er habe seien Vater im Verdacht. Womöglich habe der den Arm mit der Nabelschnur verwechselt. Vielleicht waren es aber auch Nonnen, die ihm aus Ärger darüber, dass er Linkshänder war, den Unterarm mit einem Beil abgeschlagen oder wenigstens abgebetet hätten. Nun warte er schon länger auf einen neuen Arm. Hoffnung gebe ihm Olaf Scholz – der rede ja ständig von „Arm im Alter“. Allerdings reiche Martin Fromme schon ein Unterarm. Tatsächlich ist Frommes linker Arm aufgrund einer angeborenen Dysmelie verkürzt.
1986 hat er angefangen als Deutschlands einziger asymmetrischer Komiker und dann einfach weitergemacht. 28 Jahre – bis 2013 – gab es Comedy im Duo mit Dirk Sollonsch als „Der Telök“. Das hatte relativ wenig mit der Thematik „Behinderung“ zu tun. Es folgten viele weitere Programme und Fernsehauftritte – unter anderem als Gernot Graf in der TV-Comedyserie „Stromberg“. Seit zwölf Jahren moderiert er die TV-Sendung „Selbstbestimmt“ und macht mit seinem trockenen Ruhrpott-Humor Comedy – ironisch, provokant und polarisierend. Als Mann mit anderthalb Armen ist er nahezu der einzige Moderator mit Behinderung in Deutschland. Wobei: „Political korrekt heißt es Menschen mit speziellen Einschränkungen“, betont er. So gebe es 1.4 Millionen Rollstuhlfahrer in Deutschland. Mit eingespielten Fotos zeigte er dem Bielsteiner Publikum unter anderem mit welchen Hindernissen sich Rollstuhlfahrer auseinandersetzen müssen. Aber auch Bilder von Zeitungsmeldungen, wie „Lepragruppe hat sich aufgelöst“ und kleine Einspielfilme hatte er dabei. So führt er gerne Menschen mit der versteckten Kamera hinters Licht – in Zusammenarbeit mit der Aktion Mensch seien ein paar sehr lustige Filmchen entstanden.
Man darf bei ihm herzlich lachen, weil man sich wiedererkennt. Als Nicht-Behinderter und als Behinderter in all den typischen Handlungsmustern. Wie weit ist eigentlich Inklusion? Brauchen Menschen mit besonderer Einschränkung eigene Märchen? Oder inklusive Weihnachtslieder? Warum feiern wir uns nicht für unsere Außergewöhnlichkeit? Martin Fromme betont, er brauche eine breite nichtbehinderte Fan-Base und habe nun noch eine Marktlücke entdeckt – inklusiver Liedermacher. So wurde aus „Lola“ ein „Im Wachkoma“ oder aus „Let it be“ das „Was macht mich zum Beat Boy? Epilepsie“. Er hat viele derbe Sprüche und Selbstironie dabei. „Behinderte Menschen brauchen Selbstironie“, sagt er. Sein Handicap ist ein Bestandteil seiner Show – aber er bringt auch anderes mit hinein. Zudem müsse er nicht von seinen Auftritten leben, verrät er, denn er könne ja von seiner Erfindung leben: der Winke Katze.
Vera Marzinski
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Fotos: Vera Marzinski