Kein Gemurmel vorm Konzert, wie sonst üblich. Gespannt erwartete das Bielsteiner Publikum „Café del Mundo“. Serviert wurde ein köstlicher Flamenco-lastiger Café von zwei Ausnahmegitarristen, der dem Publikum sichtlich mundete. Zum Schluss gab es stehende Ovationen von den Gästen im Burghaus und zwei Zugaben von Alexander Kilian und Jan Pascal.
Dass sie offen sind für immer neue musikalische Einfälle, belegen ihre Eigenkompositionen ebenso, wie die von ihnen bearbeiteten Stücke von Astor Piazzolla, Chick Corea oder Manuel de Falla. Auch eine polnische Komposition findet seinen Platz in ihrem Programm, dass nur so strotzt vor Energie, aber auch Feinheit. „Ostatnia niedziela von Mieczyslaw Fogg ist ein polnischer Tango aus den 1920er Jahren. Jan Pascal erklärt den Gästen, woher die Stücke kommen oder welche Geschichte sie erzählen. So wie Manuel de Fallas „La vida breve“, in dem es um eine Hochzeit geht, vor der der Bräutigam moralische Flexibilität an den Tag legt und eine Braut ums Leben kommt. Deshalb auch „Das kurze Leben“, was Alexander Kilian mit der Bemerkung, „Das kenne ich als gute Zeiten, schlechte Zeiten“ kommentiert. Und so bringt er gerne zwischendurch die poetischen Ausführungen von Jan Pascal mit kleinen Bemerkungen in eine andere Richtung. Die Gäste saugen alles auf – ob Ansagen oder Musik.
Die Zwei ergänzen sich perfekt und sind ein sehr homogenes Gespann. Dass sie sich grandios verstehen, ist zu sehen und zu spüren. Seit elf Jahren spielen sie zusammen. Begonnen hat alles bei einem Workshop von Jan Pascal, bei dem ein junger Mann mit roten Schuhen sich in den Kurs setzte und besser spielen konnte, als der Lehrer. Das war der Start für eine gemeinsame musikalische Reise. Spannend der erste Auftritt in Spanien, vor dem sie ein wenig gezittert haben, so Pascal. Doch auch dort konnten sie mit dem Spiel auf ihren Flamenco-Gitarren überzeugen. „So schnell wie die beiden spielen, können sie nicht gucken“, hatte Kulturkreis-Geschäftsführer Hans-Joachim Klein schon gemutmaßt. Und das muss man auch gar nicht erst probieren. Sie überholen sich fast selbst und so kam der kleine Vogel aus „Tico Tico no fuba“ von Zequinha de Abreu schnell ins fliegen. Danach dann die Ballade vom schlafenden Löwen – „Leon dormido“ – um ein wenig zur Ruhe zu kommen. Aber selbst da fliegen die Finger über die Saiten.
Beide sind seit frühester Kindheit fasziniert von der Flamenco-Gitarre und was diese genau ausmacht, versuchen sie immer noch herauszufinden. Dazu reisen sie viel und verfolgen den Weg der Flamenco-Gitarre sozusagen rückwärts. Eine Reise ging in die arabischen Länder und bei den Beduinen entstand dann „Arabian Nights“, mit dem sie den Zauber einer arabischen Nacht in perlende Klänge umsetzten. Jan Pascal und Alexander Kilian sind zwei preisgekrönte Flamenco-Nuevo-Gitarristen aus dem Süden Deutschlands. Gemeinsam spielen sie atemberaubend virtuose, hoch emotionale und reizvoll arrangierte Musik. Ihr „Dance of Joy“ wird zu einem Freudentanz und entführt die Zuhörer ein besonderes Lebensgefühl. Da wird alles andere nebensächlich, weil die beiden mit Gitarrenspiel auf aller höchstem Niveau, gepaart mit viel Charisma, hineinnehmen in ihre Musik. 2014 waren sie bereits im Burghaus Bielstein und überzeugten – wie an dem vierten Abend von „Seven Nights of Jazz“ – durch die pure Konzentration auf ihre Musik gepaart mit einer besonderen Leichtigkeit.
Vera Marzinski
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Fotos: Christian Melzer