Reiner Kröhnert nimmt sie alle aufs Korn, die Großen und Intelligenten der Weltgeschichte. Ohne Berührungsängste und gänzlich tabu-befreit, lässt der Meisterparodist seine parodierten Politiker und Promis palavern, heucheln und sich sogar noch posthum um Kopf und Kragen schwätzen.
Da jammert Honecker – natürlich nuschelnd und mit Fistelstimme – gemeinsam mit Hitler im Fegefeuer darüber, was sie alles anders hätten machen können. Baden-Würtenbergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann verwickelt Kröhnert in ein Streitgespräch mit Schäuble, das sich typgerecht zu einem netten Männergespräch über Brauchtumspflege und Hobbies entwickelt – der eine sammelt Schützenmedaillen und –pokale, der anderen Hotel-Seifen („ich habe sogar eine Fehlprägung aus Dubai“). Kröhnert ist sehr wandelbar und legte auch Ex-Kanzleramtsminister Ronald Pofalla, der an Merkels Seite stand bis er den „Lok-Ruf“ bekam, und Ex-Bundespräsident Joachim Gauck ungesagte Worte in den Mund, die sie gesagt haben könnten. Und das genau in der Art und Weise, wie sie sie gesagt haben würden.
Mit nach unten gezogenen Mundwinkel, den Kopf zwischen die Schultern geduckt, sparsame Gesten: „Mutti“-Merkel. Die geht mit sich selbst ins Gericht – „die Zitrone hat noch genügend Saft“ – und grübelt unter anderem über Markus Söder nach. Gegen den hätte sie gerne was vorab in der Hand, „so wie damals bei dem gegelten Baron“, aber bei Söder reiche es ja noch nicht mal zu einer gefälschten Doktorarbeit. Auch als SPD-Spitze Martin Schulz kam Kröhnert auf die Bühne. „Fake news, fake news, fake news“ verkündete Kröhnert als Donald Trump mit Stars-and-Stripes auf seiner Baseball-Kappe. Michel Friedmann und Rüdiger Safranski ließ er an vier Stellen des Programms mit jeweils einem Gast diskutieren, der nicht unbedingt als intellektuelle Größe bekannt ist. So mit der absoluten Nummer eins der Geldvernichter Boris Becker, der sich mit großen Philosophen verglich und befand, dass er mehr wisse als Sokrates – da der ja nur ein „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ von sich gegeben habe. Und der „Intellekt hat viele Gesichter“, wie auch das Interview mit „dem Meister der niedrigsten Instinkte“ Dieter Bohlen verdeutlichte. Safranski wollte wissen, ob er sich eigentlich selbst zuhöre oder ob es einen „zerebralen Synapsenfilter in seinem Gehirn gebe“. Nummer drei in der Talkrunde – Daniela Katzenberger – verkündete, dass ein Kumpel von ihr die Weisheit „gescheit, gescheiter, gescheitert“ von sich gegeben habe und fand es cool mit „richtig alten Männern“ wie Friedmann und Safranski abzuhängen. „Schaun mer mal“ mit Franz Beckenbauer – der seine Kommentare zum Dilettantismus der Scholl- und Kahn-Kommentatoren verteilte und sich zu den Weltmeisterschaften Deutschland und Katar äußerte – rundeten die „intellektuelle“ Talkrunde ab. Bis schließlich Merkel dem Sultan am Telefon noch ein Lied sang den scharfzüngigen Abend mit Reiner Kröhnert beendete. Kröhnert wirkte 1979 beim Mannheimer Kabarett „Die Dusche“ mit. Ein Jahr später bekam er ein Engagement an Dieter Hallervordens Berliner Kabarettbühne „Die Wühlmäuse“. Seinen Werdegang als Solokünstler begann Reiner Kröhnert 1987 mit dem Programm „Wer ist eigentlich der Beste?“. Seit November 2017 tourt er mit seinem elften Programm „Kröhnert XXL – Großes Parodistenkino“.
Vera Marzinski
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Fotos: Vera Marzinski