Begleitet vom Gitarristen und Komiker William Mackenzie brachte die Kabarettistin Nessie Tausendschön im Burghaus Bielstein „Das Beste“ der vergangenen zwanzig Jahre und ihrer neuen Songs auf die Bühne. Und da durfte neben der singenden Säge der Schutzengel auch nicht fehlten.
Foto: Vera Marzinski
Denn sie ist nicht einfach schön, sie ist „Tausendschön“. Nessi mit Vornamen. Und sie hat einen eigenen Schutzengel – der findet „Die Frau Tausendschön ist eine ganz merkwürdige Frau“. Menschen mit Macken hätten entsprechende Schutzengel und da könne auch der Tausendschön-Schutzengel nicht „normal“ sein – der hatte ein „kleines“ (!) Alkoholproblem und griff auf der Bühne mehrmals zur Flasche. Dabei zog der Rauschgoldengel so manchen durch den Kakao. So habe der Schutzengel von Wolfgang Schäuble Angst vor ihm. Der von Seehofer sei schwanger, schon zum zweiten Mal.
Auch Nessie Tausendschön geht mit allem und jedem gerne ins Gericht, manchmal auch mit der Politik, die sie gerne als „eine riesige Orgel mit den dazugehörigen Pfeifen“ bezeichnet. Als Kunstfigur Gabi Pawelka war sie im Emotionsseminar und meint, dass Bielsteiner Publikum könnte das teilweise auch gebrauchen. Gabi selbst, suchte einen Gatten und stellte sich dem männlichen Burghaus ausgiebig vor: Hobbies wie Makramee und Trockengestecke rauchen in der Frauengruppe. Dunkelhaarig sollte er sein oder zumindest wissen, welche Haarfarbe er mal hatte. Und ganz wichtig: „Deine Mutter sollte nicht mehr leben“. Ja, sie hat einen speziellen Humor. Witzig und teilweise sehr bissig. Als Sportreporterin Gesine Töpperlein-Hartmann berichtet sie – sehr zur Belustigung des Publikums – von der Europameisterschaft des Kunstvögelns in der Oswalt-Kolle-Arena, wo sie auf die „eingesprungene Gemächtwende“ hinweist und die „Latte ziemlich hoch liegt“.
Und da eins ihrer Programme „Die wunderbare Welt der Amnesie“ hieß, mit dem Nessi Tausendschön ihre Kompetenz im Vergessen und Verdrängen offenbarte, gehörte das natürlich auch ins „Beste-Programm“. Bei der Erklärung, wie die Amnesie-Maschine funktioniert, entwickelt sie Verschwörungstheorien. Dass Gerhard Schröder den Osten geflutet habe, um die Wahl zu gewinnen, war schon einigen bekannt. Karl-Theodor zu Guttenberg stecke hinter der Fukushima-Katastrophe, befand sie, damit seine Schummeleien bei der Doktorarbeit nicht mehr im Fokus stehen sollten, was ihm ja aber nichts brachte.
Mit ihrem Begleiter an diversen Gitarren – unter anderem der Slide-Gitarre – William McKanzie aus Kanada sang sie einfühlsame Songs. Und sie warnte das Publikum: „Wenn Sie wegdösen, mache ich Sexualgeräusche“, was sie gleich mal demonstrierte und mit einem „Sehen Sie, da habe ich sie wieder“ kommentierte und anschließend über den „Eisprung“ sang. Sie ist nicht nur bissig-witzig, sondern singt auch noch brillant. Die Kabarett-Chansonette mit den zu Haarhörnern aufgezopften Locken bescherte dem Bielsteiner Publikum einen besonderen Abend und zeigte zum guten Schluss noch ihren Ausdruckstanz „Das Löschblatt“ – einer von den vielen die sie kann und die kein anderer beherrscht, wie sie schon zu Beginn betonte.
Vera Marzinski