Bielefelder Ghetto-Mann Abdelkarim im Burghaus

Abdelkarim ist aus der Bielefelder Bronx alias das-ghettowürdigste-Ghetto-Deutschlands und er ist Stand-up-Comedian. Mit seiner authentischen Art, ostwestfälischem Humor und unverwechselbarem „Migrationsvordergrund“ begeistert Abdelkarim gleichermaßen das Comedy- wie Kabarettpublikum – und auch die Gäste im Burghaus Bielstein.


Foto: Vera Marzinski

„Comedy ist mein Plan Z“ sagt Comedian Abdelkarim. Aber den setzt er grandios um und erzählt gerne von seinem Vater oder von Ali, sein Freund des Grauens. Der weiß immer genau Bescheid. Beispielsweise, wie man eine Bewerbung schreibt, auf die mit Sicherheit keine Einladung zum Vorstellungsgespräch folgt. Ali gehe auch einem besonderen Hobby nach: Er gucke Polizisten ganz, ganz böse an. Das kann aber auch nach hinten losgehen. Wie im Sommer an der Ampel bei 30 Grad. Da ging beim Polizeiwagen die Scheibe runter und der Polizist sagte zu Ali: „Einmal Döner – zum Mitnehmen“.

Stand-up-Comedians schildern ihre eigenen, komischen Konflikte mit der Welt. Abdelkarim berichtet in seiner „echten Kunstlederjacke“ über seine Herkunft und was er als Deutscher mit Migrations-Vordergrund so erlebt. Dabei mache sein Äußeres manche Leute nervös und wenn er freundlich einer Dame an der Kasse im Discounter den Vortritt lassen möchte, kann er sich schon mal anhören: „Danke, aber ich habe sie lieber im Auge“. Er ist bekennender Hauptschüler und gegen deren Abschaffung, denn auf Hauptschulen habe es noch nie Amokläufe gegeben – jeder wisse: da wird zurückgeschossen.

Auch das Publikum nimmt er mit in sein Programm, wie das Ehepaar, die an ihrem 33. Hochzeitstag viel lachen wollten im Burghaus. Am nächsten Tag wollte er sich was Besonderes in Wiehl anschauen, da wurde ihm der neue Busbahnhof empfohlen. Da könne man gut „chillen“, weiß er aus Bielefeld, der Stadt mit dem „gewissen Garnichts“. Dort habe er eine seiner vielen Stärken festgestellt – er wirke deeskalierend. Was aber nicht immer gelinge. Migrationsförderer sein Jogi Löw. Der habe alle angeheuert, die nicht bei drei in der Spielothek waren, so wie Poldi, Özil oder Boateng. Özil hat ja auch 2011 den Integrationspreis der Bunten erhalten mit der besonderen Zugabe: die Schwester von Sarah Connor. Jetzt hat Abedelkarim Angst davor, dass er den Preis dieses Jahr erhalten könne, denn auch Bushido erhielt 2012 als Zugabe zum Preis: die Schwester von Sarah Connor. Dass er rappen kann – mit ausgefeilteren Texten als Bushido – bewies Abdelkari dem Bielsteiner Publikum zum Schluss seiner Anschläge auf die Lachmuskulatur.

Seinen ersten Auftritt hatte er 2007 im Kölner Wohnzimmertheater. Beim großen Kleinkunstfestival für Kabarett, Comedy und Musik 2011 im Theater „Die Wühlmäuse“ kürte man ihn zum Preisträger. Er hat er eine rasante Karriere hingelegt, moderiert auf dem Sender „Einsplus“ das Comedyformat „Die StandUpMigranten“, war u.a. zu Gast bei Markus Lanz, bei Stefan Raab und ist mittlerweile in allen wichtigen Comedyshows der Republik präsent. Zur Verleihung des Stuttgarter Kleinkunstpreises im vergangenen Jahr sagte der große Ottfried Fischer über den Senkrecht-Starter der Kleinkunst: „Abdelkarim sieht nur aus wie Stand-up-Comedy. Wenn er seinen Alltag humoristisch verarbeitet, wird es ganz von selbst politisch.“

Vera Marzinski

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Komm ein bisschen mit nach Bielstein

Eigentlich heißt der gute alte Schlager von Caterina Valente ja „Komm ein bisschen mit nach Italien“, aber für das Bielsteiner Publikum hatten Claudia Schill und Helmut Sanftenschneider, den Text in ihrem Programm „Bonjour Kathrin“ einfach mal umgedichtet. Sehr zur Freude des Publikums am Donnerstagabend im Burghaus.


Foto: Vera Marzinski

Eine Hommage an Caterina Valente und ihren Bruder Silvio Francesco ist das Programm „Bonjour Kathrin“. Dabei möchten Schill und Sanftenschneider das Geschwisterpaar nicht kopieren – vielmehr möchten sie sich vor der Guten-Laune-Musik der damaligen Zeit verbeugen, so Claudia Schill. Ob „Quando, Quando“ oder das flotte „Tipitipitipso“ und natürlich „Spiel noch einmal für mich Habanero“ – diese Schlager liefen früher im Radio und den Tanzsälen auf und ab. Zu den Musikstücken gaben die beiden einen Einblick in den Lebensweg des Geschwisterpaares Valente.

Die Mutter, Maria, war ein bekannter Musikclown und Vater Guiseppe ein Akkordeonvirtuose. 1931 kam Catarina in Paris auf die Welt, Bruder Silvio Francesco Valente vier Jahre vorher. Den Durchbruch in Deutschland hatte Catarina Valente mit dem Cole Porter Hit „I love Paris“, der bei ihr “ Ganz Paris träumt von der Liebe“ hieß. Nicht nur bei diesem Stück ging ein Raunen durchs Publikum. Die Gäste waren sichtlich und hörbar begeistert von dem abwechslungsreichen Programm durch die Karriere der Sängerin, Schauspielerin und Entertainerin. Zu „Ein Schiff wird kommen“, kleideten sich die drei Musiker – Ekky Meister am Flügel, Stefan Turton am Schlagzeug und Bassist Michael Kleinjohann – in Matrosenkluft. Ein Augenschmaus war Claudia Schill in ihrem weißgepunkteten roten Kleid mit knallroten Pumps. Und auch Helmut Sanftenschneider war ganz im Outfit der 50er mit seinem roten Blazer und knallroten Schuhen. Kennengelernt haben sich die beiden vor 15 Jahren während des Musikstudiums. Claudia Schill war unter anderem gemeinsam mit Gunter Emmerlich mit der Peter-Kreuder-Gala „Für eine Nacht voller Seligkeit“ auf Tournee und sang im Musical „Elisabeth“ die Hauptrolle. Gitarrist und Komiker Helmut Sanftenschneider studierte Flamenco-Gitarrist und ist langjähriger Bühnenpartner von Comedy Star Johann König. Bekannt ist er durch seine deutschlandweiten Auftritte als Moderator und Comedian im Nightwash Club und führt auf den großen deutschen Varieté-Bühnen durchs Abendprogramm.

So kommentierte er auch gemeinsam mit Claudia Schill die vorgetragenen Stücke, die die Zeit wie im Flug vergehen ließen. Auch die jazzige Seite von Catarina Valente kam bei „Alone together“ zum Vorschein, sowie Silvio Francescos Gitarren-Kompositionen. Mit dem Valente-Francesco-Programm trafen sie beim Publikum ins Schwarze. Und wie das Geschwisterpaar eroberten sie singend, tanzend und mehrere Instrumente spielend die Herzen. Dabei war es Claudia Schill schon ganz früh klar, welchen Weg sie einschlagen wird: „Mit drei Jahren habe ich im Kindergarten verkündet, dass ich Sängerin werden will.“ Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits ein großes Repertoire an Catharina Valente-Liedern im Kopf, denn bei ihrer Oma hörte sie die alten Schallplatten. Eins dieser Lieder, die sie schon auf dem Kindergartenweg trällerte, präsentierte sie mit ihren Musikern als letztes Stück des Abends: „Wo meine Sonne scheint!“.

Vera Marzinski

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Entführung in die Zeit des Barock

Nicht nur die Musik entführte die Gäste am Samstagabend im Burghaus Bielstein in die Zeit des Barocks. Kerzenleuchter auf dem Flügel verwandelten die Bühne in ein barockes Ambiente und die sechs Künstler spielten und sangen in historischen Kostümen – mit opulenten Kleidern und weißgepuderten Perücken. „Amis du Baroque“ nahm mit in die Zeit des Lustwandelns, der Fröhlichkeit.


Foto: Christian Melzer

Mit „Hochverehrtes, gnadenvolles Publikum“ begrüßte Karsten Dobermann, der – neben seinem brillanten Trompetenspiel – als Conférencier durchs Programm führte, die Gäste. So wie das „Rondo Veneziano“ stilmäßig seine Musik der italienischen Barockmusik nachempfunden hat, starteten auch „Amis du Baroque“ den Abend. Das „Fiesta Mediterranea“ stammte ebenso von dem Barock-Orchester, wie das „San Marco“. Aber die meisten Stücke des Abends kamen tatsächlich aus der Zeit des Barock. Die Periode der Barockmusik folgte auf die Renaissance und erstreckte sich vom Beginn des 17. bis etwa zur Mitte des 18. Jahrhunderts. Sie zählt heute zur sogenannten Alten Musik. Der italienische Violinist und Komponist Antonio Vivaldi (1678-1741), der im 20. Jahrhundert zu neuer Popularität fand, beeinflusste mit seiner Konzertform viele weitere Musiker. Auch im Konzert der „Amis du Baroque“ fand er Einzug mit dem „Konzert in a-moll für Violine, Flöte und Orgel“.

Ein Allesandro Scarlatti durfte natürlich nicht fehlen und so kam bei „Mio Tesoro, per te moro“ auch der gesangliche Part mit Juliane Klein hinzu. An der Orgel dabei Gerald Gatawis und mit der Querflöte Monika Kolodziej. „Amis du Baroque“ ist eigentlich ein Duo – Karsten Dobermann (Trompete) und Gerald Gatawis (Piano, Cembalo, Orgel) -, das 1986 gegründet wurde. Zehn Jahre später erweiterten sie es für Konzerttätigkeiten um weitere Musiker. So wie in Bielstein mit Maria Dobermann (Violine), Monika Kolodziej (Flöte), Juliane Klein (Gesang) und Florian Brüning (Schlagwerk). Karsten Dobermann steht seit Jahren für besondere Highlights in der Oberbergischen Musikszene. Als langjähriger Lehrer an der Musikschule Gummersbach bis hin zum Dirigenten des „Jungen-Symphonie-Orchesters“ sowie der „Big-Band“ der Kreisstadt beweist er seine fachliche Klasse immer wieder neu.

Im neuen Gewand auch „You raise me up“ von Josh Groban. Mit Gänsehautfeeling durch Juliane Kleins Gesang. Ebenso aus neuerer Zeit – und im barocken Stil bei „Amis du Baroque“ – das Vangelis Stück „Chariots of fire“, „Walking on glass“ von Annie Lennox und Angelo Branduardis „La Pulce d’acqua“ aus 1978. Das verbreitete Leichtigkeit und gute Laune. Ein barocker Superstar war Georg Friedrich Händel. Der deutsche Komponist erfreute die Engländer gerne mit seiner Musik und komponierte für den großen König Georg I. die „Wassermusik“ und einige Jahre später für König George II. eine „Feuerwerksmusik“. Aus beiden Kompositionen präsentierte „Amis du Baroque“ ein paar Highlights. Gerald Gatawis zeigte mit zwei Solo-Stücken am Flügel sein Können: der „Mondscheinsonate“ von Ludwig van Beethoven und Franz Schuberts „Impromtus in As Dur“.

Zum fulminanten Abschluss die Melodie der Hymne der Europäischen Union. Sie stammt aus der Neunten Symphonie, die Ludwig van Beethoven im Jahr 1823 als Vertonung der von Friedrich Schiller 1785 verfassten „Ode an die Freude“ komponierte. Und das war es auch, dieses besondere Konzert der „Amis du Baroque“, das in die Zeit des Barock entführte – eine wahre Freude.

Vera Marzinski

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