„Lily & The Rhythm Tigers“ verbreiten am Donnerstagabend im Burghaus Bielstein die allerbeste Laune mit ihrer Musik aus den Zwanziger, Dreißiger und Vierziger Jahren. Ein Abend der Extraklasse mit grandiosen Musikern, die nicht nur ihre Instrumente brillant beherrschten sondern auch wunderbares Entertainment auf die Bühne brachten.
Foto: Christian Melzer
So ziemlich alles, was es an schönen Stücken aus dieser Zeit gibt, ließen sie Revue passieren. Beschwingt legten die drei Herren mit einem „Tiger Rag“ los – passender ging es kaum bei solch einem Bandnamen. Von „Das gibt’s nur einmal“ aus dem Film „Der Kongress tanzt“ über die heiße Latin-Nummer „Amado Mio“ bis zu Nina Simones „My baby don’t cares for me“ – jedes Stück genial. Eine dunkelhaarige Marilyn schien auf der Bühne zu stehen, als Lily Lièvre „I wanna be loved by you“ hauchte. Sehr anrührend vorgetragen auch das: „Ich weiß es wird einmal ein Wunder geschehen“. In den Bann zogen Thomas Vogel und Tobias Fuchs mit ihrer Einlage auf Tuba und Xylophon – getarnt als Sportübung. Himmlisch – so auf alle Fälle einige der Titel, wie „Heaven“ oder „Sous le ciel de Paris“.
„Lily & The Rhythm Tigers“ sind drei Musiker und eine Sängerin. Katrin Lièvre alias Lily ist ausgebildete Musical-Darstellerin und tritt als Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin auf. So beispielsweise am Theater Bielefeld, als Showensemblemitglied auf dem Kreuzfahrtschiff AIDA Vita, und zuletzt als Sängerin für das Palazzo in Nürnberg. Den Stil der Zwanziger bis Vierziger Jahre setzte sie in Bielstein nicht nur stimmlich sondern auch optisch perfekt um. Provokant und unsittlich oder charmant und unschuldig wirkte sie und verlangte dann mal kurzerhand eine Charleston-Tanzeinlage vom „Lily & The Rhythm Tigers“-Tuba-Spieler.
Die drei Tiger haben sich die passende Bezeichnung ausgesucht. Der Tiger ist ein auffälliges und unverwechselbares Tier. Ebenso auffällig – durch ihr Spiel und ihren Humor – und unverwechselbar sind die drei Herren des Quartetts. Konzertpianist, Arrangeur und Korrepetitor Jarkko Riihimäki spielt einfühlsam und sehr akzentuiert. Seine Kommentare zu den Stücken haben noch etwas Besonderes durch seinen finnischen Akzent. 2000 begann er sein Studium an der Universität der Künste Berlin und erhielt 2008 an der Sibelius-Akademie in Helsinki seinen Master of Music. Jarkko Riihimäki ist aktiver und gefragter Arrangeur für Ensemblemusik, arbeitet er als Korrepetitor für Opernsolisten, als auch für Sänger aus dem Pop- und Musicalbereich.
Lockenkopf Thomas Vogel spielt die Tuba als Bass- und Soloinstrument. Er studierte Musik in Lausanne, Lyon sowie Berlin und arbeitet als freier Musiker. Dabei bleibt Thomas Vogel seiner Maxime treu: ob U- oder E- Musik, es gibt nur gut oder nicht gut! Schlagzeuger Tobias Fuchs wirkt zunächst unauffällig – ist aber bald unüberhörbar. Mit reichhaltigem Instrumentarium ist er unermüdlich dabei, seinen Zuhörern den Groove der Charleston-Ära in die Beine zu trommeln und lässt so bei „Lily & The Rhythm Tigers“ die Puppen tanzen.
Die Puppen tanzten nicht im Burghaus und auch nicht das oberbergische Publikum. Das lag aber nicht an dem gleichermaßen grandiosen und sympathischen Quartett. Die ließen es zum Schluss noch mal richtig krachen mit „Sing, sing, sing, sing“ und besonders brillant anschließend das „La vie en rose“ von Lily Lièvre.
Vera Marzinski