Tatort Burghaus – Eva Mattes (v)ermittelt aus ihrer Lebensgeschichte

Bei winterlichem Wetter klärte sie keinen Tatort-Fall als Klara Blum auf, sondern las an diesem Literaturabend aus ihrem Buch „Wir können nicht alle wie Berta sein“. Zu Beginn klang „Pippi Langstrumpf“ durch das Burghaus – Eva Mattes synchronisierte das Mädchen mit den roten Haaren mit 14 Jahren für den Film. Bereits mit 12 Jahren wurde sie von Carl-Heinz Schroth als Jungschauspielerin engagiert.


Eva Mattes – Foto: Christian Melzer

Als Phan Thi Mao spielte sie in Michael Verhoevens Skandalfilm „O.K.“ 1970 eine Vietnamesin, die von fünf Soldaten vergewaltigt wird. Wie sie damit umging und die Szenen spielte, das hat sie in ihrem Buch geschrieben und las dies im ausgeverkauften Haus am Freitagabend. „Keine Schönheit aber ein schauspielerisches Urvieh“ schrieb die Presse zu einem Foto, auf dem sie damals aus der eiskalten Isar auftaucht. Das schauspielerische Urvieh ist sie immer noch – dass sie Jahrgang 1954 ist sieht man ihr nicht an und durch ihre sympathische Art mit viel Charisma macht sie die Bemerkung von damals zu einem Witz.

Mit viel Humor berichtet sie von ihrem Werdegang, ihrer Antipathie gegenüber der Münchner Bussi-Bussi-Gesellschaft und die Arbeit mit Franz-Xaver Kroetz („Wildwechsel“) und Peter Zadek (u. a. „Othello“ am Hamburger Schauspielhaus). Sie spielt sozialkritische Themen, die die Leute aufrüttelten – nicht nur im Film, auch im Theater. Ein Film, in dem sie eine besondere Rolle hatte war „Ein Mann wie E.V.A.“. Weiblichkeit sollte sie dabei nicht hindern, einen Mann zu spielen, auch wenn andere ihr das erst nicht zutrauten. Sie schminkte sich männlich, aber da kam der Kommentar:“Du siehst nicht aus wie ein Mann, aber wie Rainer Werner Fassbinder“. Das war kurz nach dessen Tod und so kam es dazu, dass sie die Rolle spielte. Auch davon berichtete sie in spannenden Details.

Schauspielerei kann auch die reinste Erholung sein – ihr Umzug nach Berlin mit der zwölfjährigen Hanna und dem neun Jahre jüngeren Josef gestaltete sich mit Nasenbluten und einem nicht auffindbaren Haupthahn fürs Wasser wesentlich turbulenter. So gab Eva Mattes neben ihrem schauspielerischen Leben auch Einblicke in das, was das Leben sonst noch so spielte. Ein facettenreiches Leben – das sie in ihren Erinnerungen im Buch sehr packend für die Zuhörer und Leser zusammengefasst hat. Die Berta stammt aus der Verfilmung der „Wildente“ von 1974. Immer wenn sie für jemand zu rund, zu klein oder sonst was ist, zitiert sie „Wir können nicht alle wie Berta sein“. Auch ihr Schauspielerkollege Uli Wildgruber, mit dem sie in dem Stück gespielt hatte, liebte dieses Zitat. Die letzten Tage und die letzte Begegnung mit ihm schilderte sie. Ein sehr berührender Teil an diesem Lesungsabend.

Auch die Tatortkommissarin ließ sie nicht außen vor und auch hier kam sie auf einen, mit ihr sehr verbundenen, Kollegen: Sebastian Bezzel. Er spielt ihren sehr ehrgeizigen und etwas schnieken jungen Assistenten. Am Bodensee ermittelt sie als Klara Blum und hatte auch vorab viele Ideen über das Bild der Kommissarin. Klara Blum träumt, tanzt, isst gern und fährt gerne Auto – „so wie ich!“, wie Eva Mattes sagt. Ihre Knall-Phobie war bei einer Szene im Schießstand nicht von Vorteil. Für sie kam der Knall dann aus der Konserve. Für das Wort „Schuss“ hatte Kollege Sebastian Bezzel das Wort „Butterblume“ vorgeschlagen. Diese und andere Anekdoten, aber auch die Art wie Eva Mattes las, machten den Abend mit ihr sehr kurzweilig.

Ein sehr persönliches, intensives Buch und ein spannender Streifzug durch die deutsche Theater- und Filmgeschichte – für den ersten Literaturabend im Burghaus Bielstein hatten die Buchhandlung Hansen&Kröger und der Kulturkreis Wiehl mit Eva Mattes einen besonderen Gast. Aber auch die nächsten Literaturveranstaltungen sind vielversprechend. Am 2. Februar erörtert Buchhändler Mike Altwicker mit dem Verleger Andreas J. Meyer: „Wozu lesen?“ und am 1. März wird Hellmuth Karasek im Burghaus Bielstein sein.

Vera Marzinski

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Fotos: Christian Melzer

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