Eine spannende Lesung aus dem Roman „Das vergessene Kind“ erwartete die Gäste am Mittwochabend im Burghaus Bielstein. Die Journalistin und NDR-Moderatorin Margarete von Schwarzkopf moderierte diesen Abend – die deutschen Texte las Michael Fitz und die Autorin Kate Atkinson ließ die Gäste im Burghaus einen Teil der Geschichte in der Originalsprache hören. Ein Abend für Freunde englischer Literatur, der zum Weiterlesen animierte.
Doch worum geht es in dem Roman von Kate Atkinson? „Das vergessene Kind“, hat einen interessanten englischen Titel: „Started early, took my dog“ – bin früh los und hab meinen Hund dabei. Der Titel ist eine Zeile aus einem Gedicht von Emily Dickinson. Unter anderem geht es auch um einen Hund: Einer der beiden Hauptdarsteller, Jackson Brodie, stiehlt einen Hund; sein weiblicher Widerpart allerdings stiehlt ein Kind.
Im vierten Atkinson-Roman, in dem Brodie mitspielt, kommt er nach Hause – er möchte endlich herausfinden, wer seine Schwester vor über dreißig Jahren umgebracht hat. Aber er wir in andere Dinge verwickelt. Parallel dazu die Geschichte von Tracy Waterhouse, einer ehemaligen Polizistin und absolut gesetzestreuen Bürgerin – sie kauft ein Kind. Zwar handelt es sich dabei eigentlich um eine Rettungsaktion, dennoch ist das Ganze keineswegs legal, und Tracy ist deshalb auf der Flucht. Da kommt es ihr höchst ungelegen, dass ein gewisser Jackson Brodie, Privatdetektiv, sie unbedingt wegen eines dreißig Jahre alten Falles sprechen möchte.
Der englische Landstrich Yorkshire wird in dem Buch so toll beschrieben, dass man am liebsten hinfahren möchte, schwärmte Margarete von Schwarzkopf. Sie moderierte den Abend und entlockte der Autorin mit gezielten Fragen so manche interessante Hintergrundinformation zum Roman. So schreibt Kate Atkinson gar nicht bewusst Krimis. Eigentlich will sie nur Bücher schreiben. Das aktuelle Buch – „Das vergessene Kind“ – beginnt in den 1970er Jahren. Im Prolog, den die Autorin in ihrer Muttersprache las, fängt die Geschichte an zu rollen. Leeds um 1975 – die Bay City Rollers mit „By, by, baby“ auf der Nummer eins, Margret Thatcher wird Vorsitzende der Conservative Party.
Mit allen Kriminalwassern gewaschen ist Michael Fitz. In Bielstein ist er aber nicht auf Verbrecherjagd sondern die deutsche Stimme zu Kate Atkinsons Buch. Gefallen hat ihm an dem Buch, dass es kein klassischer Krimi ist und die Figuren mit sehr viel Liebe zum Detail beschrieben werden. Die Geschichte wirkt sehr realistisch, stellte auch Margarete von Schwarzkopf fest. Es steckt auch wirklich eine wahre Geschichte als Basis zum Krimi dahinter, die in Edinburgh passiert ist. Natürlich sind auch Erfahrungen und Erlebnisse der Autorin und aus ihrem direkten Umfeld mit hineingeflossen. Obwohl man beim Lesen denkt: „Das darf doch wohl nicht wahr sein!“.
Kate Atkinson, geboren 1951 in York, studierte in Dundee und kehrte nach ihrem Universitätsabschluss in ihre Heimatstadt zurück. Mitte der 1980er-Jahre fing sie mit dem Schreiben an und mit ersten Erzählungen. 1996 erhielt sie für ihren ersten Roman „Behind the Scenes at the Museum“ (deutsch: Familienalbum) den angesehenen Whitbread Award. Sie lebt mit ihren beiden Töchtern in Edinburgh. Michael Fitz ist ein deutscher Schauspieler und Musiker, der große Popularität erreichte als Kriminaloberkommissar Carlo Menzinger in der Krimireihe „Tatort“. Im Sommer 2011 spielte er in dem im TV ausgestrahlten Film „Die Route“ neben Maximilian Brückner und Stephan Luca. Sichtlich begeistert las er in Bielstein aus dem Buch von Kate Atkinson.
Margarete von Schwarzkopf, Jahrgang 1948, deutsche Journalistin, Autorin, Redakteurin, Moderatorin und Mutter von sechs Kindern, ist sehr früh in die Welt der Bücher eingeführt worden. Sie ist eine hervorragende Moderatorin und hat wieder ein mal einer Lesung im Burghaus Bielstein den roten Faden mit ihrer Moderation verliehen. Den Gästen wurde ein Buch präsentiert, dass viel Spannung beinhaltet und Einblicke in tiefe Abgründe gibt.
Vera Marzinski