Der Spätentwickler in Sachen Weltreisen entführte die Gäste im Burghaus Bielstein auf eine Reise durch sein Buch „In Rio steht ein Hofbräuhaus“. Wigald Boning gastierte zum ersten Mal in Wiehl und hofft nun, dass er behält, dass das einzige Kölsch, das außerhalb Kölns gebraut wird nicht von der Bergischen Achsenfabrik herstellt wird.
Wigald Boning – Foto: Vera Marzinski
„Hu hu liebe Leser“ – so beginnt das Buch und so startete auch der Literaturabend zu dem der Kulturkreis Wiehl und die Buchhandlung Hansen&Kröger den Comedian, Moderator und Musiker gewinnen konnten. Seine ersten „fernen“ Reiseerlebnisse führten von Oldenburg in den Harz, den Teuteburger Wald und an die Ostsee. In den letzten Jahren hat er dann doch die Standorttreue mit Weltenbummelei getauscht. Mit wachsender Begeisterung besucht er auch entlegenste Weltwinkel und zur Freude der Leser berichtet er in einer brillanten Weise darüber.
In Bielstein hätte Wigald Boning auch Erdteilwünsche für die Lesung angenommen, denn „sonst starte ich erst mit der Reise nach Rio und dann legen wir eine kurze Getränkepause ein bevor es weiter ins Zillertal geht“. Die Gäste ließen ihn auswählen und er belohnte sie mit amüsanten Ausflügen in seine Reiseberichte, die eigentlich gesammelte Briefe sind, die er per Elektropost von seinen Reisen in die Heimat sendet. So hatten schon einige Daheimgebliebene aus seinem näheren Umfeld das Vergnügen, die amüsanten Erzählungen vor Herausgabe des Buches zu lesen.
Am Montagabend entführte er das Publikum zunächst nach Rio. Die Reise begann am Flughafen erstmal mit: „Päuschen, Pilschen, Passkontrolle“. Mitflieger und TV-Producer Jan war früher Türsteher in der Nobeldisco „P1“ in München – und das nach einer Oldenburger Halbstarken-Zeit, in der der 1.FC Bayern sehr verhasst war. Der hochgewachsene Jan durfte leider nicht wie der halb so große Wigald in die Business-Class. Dort kam Boning mit seinen 77 Zentimeter kurzen Beinen noch nicht mal ansatzweise an den Sessel vor ihm, derweil saß der Producer wohl leicht zusammengefaltet in der billigeren Klasse. Der Frühsport in Rio war dann etwas eingeschränkt, denn die Joggingstrecke Richtung Copacabana war nicht drin – früh am morgen müsste man mit Mord-und-Totschlag rechnen, warnte man ihn im Hotel.
Nach einer Sightseeing-Tour war dann der eigentliche Grund für die Reise auf dem Programm: Ein Dreh für „Megaclever“, in dem ein pfiffiges Experiment zum Thema Kunstflug anstand. Kunstflug, eine Sportart, bei der fast nie was passiert – laut dem jungen Piloten. Schon nach 30 Metern die erste rabiate Rechtskurve und Wigald Boning dachte „Hussa – geht der Spaß etwa schon los?“ Es folgten so manche Loopings, bei denen er seinen Edding umklammerte, eine Anmoderation durchführte und auch noch „Ich-bau-das-Haus-vom-Ni-ko-laus“ zeichnete. Gebannt verfolgten die Gäste in der Burg die detaillierten Ausführungen.
Von „Rio ist wie Giselle Bündchen mit Mundgeruch“ ging es zu „Zoff im Zillertal“. Zum Jahreswechsel führte es die gesamte Familie Boning mit einigen Freunden – insgesamt 30 Personen – in das Skiparadies. Doch während der Hochsaison ist die Unterkunftfindung nicht unbedingt einfach und so landeten sie in einem „Silvesterfestcenter“ mit der übersichtlichen Ausstattung eines Jugendhotels. Dafür gab es dann aber eine Pizzeria im Erdgeschoss mit plüschigen Séparées im ältesten Altrosa. Schnell stellten sie fest: die Kombination Feiern und Skifahren kann den Körper sehr belasten. Seine Frau bevorzugte leichte Pisten, absolut Neigungsfrei – also Flachpisten. Ihr Skifahren ähnelt wohl eher dem Tai-Chi. Die Zwillinge Leander und Cyprian bevorzugen dagegen die schwarzen Pisten, einer der beiden beherrscht aber nur Flug- und Schuss-Fahrt. Bevor man ihm irgendwelche Techniken beibringen kann, ist er schon längst weit weg auf der Piste. Auch die Silvesterparty war sehr vergnüglich – erzählt in einer Art und Weise, die gebannt zuhören ließ.
Der intellektuell-humoristische Farbtupfer des deutschen Fernsehens amüsierte sich köstlich über seine eigenen Dokumentationen. Wigald Boning ist ein begnadeter Erzähler mit Sinn für viel Situationskomik und einer Sprachgewandtheit in brillanter Ausführung. Mit ausgeklügelten Wortfolgen und Bezeichnungen von einfachen Dingen – wie Nasszellenkerker für Toilette – macht das Zuhören Lust auf mehr Geschichten aus seinem Buch. Mit einem „Alle einsteigen – brumm, brumm und weg. Jetzt bin ich urlaubsreif“ – beendete er die Lesung. Da war die lange Schlange am Signiertisch nicht verwunderlich.
Vera Marzinski
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