Urgesteine der Nordrhein-Westfälischen Jazzszene begeisterten im Burghaus Bielstein mit viel Dixieland, Evergreens, Jazz und Swing. Trotz klirrender Kälte draußen, heizten die sechs Musiker gemeinsam mit dem aus Vollmerhausen stammenden Gast-Gitarrist Wolfgang Koppitsch den Gästen mit wohltemperierter Musik drinnen ein.
Die „Schampus All Stars“ boten ein abwechslungsreiches, heiteres Programm zum Mitwippen und Mitswingen. Warm wurde den jazzbegeisterten Gästen sicherlich bei dem „Hot Summer Blues“, den Bandleader Klaus Schmedtmann vor zwei Jahren im heißen Sommer schrieb. Schmedtmann glänzte nicht nur als exzellenter Cornett-, Posaunen- und Flügelhornspieler, auch seine Moderationen waren immer informativ und kurzweilig.
„Every baby loves my body“ oder doch „Everybody loves my baby“? – in ihrem eigenen Stil arrangiert präsentierten sie dieses fabelhafte Stück. Ausführliche Erzählungen zu den Klassikern und kurze Absprachen zwischen den Stücken – „Machst Du das Vorspiel“ leiteten von einem zum anderen Titel in den drei Sets. In der Pause konnten sich die Gäste nicht nur ein Gläschen Sekt gönnen sondern auch die Silberscheiben mit den eingespielten Stücken der Band anschauen, auf die Klaus Schmedtmann gerne hinwies. Zu den „Schampus All Stars“ zählten außerdem noch Bernd „Jimmy“ Jacobs (Piano), Samy Schimkus (Bass). Horst Janssen (Posaune), Markus Rehbock (Schlagzeug) und Giselher Spath (Alt-, Sopran- und Tenorsaxophon). Gast Wolfgang Koppitsch unterstützte mit seiner Ephiphone-Gitarre in hervorragender Weise bei „New Orleans“ oder „Deed I do“ – hier mit einem besonders brillanten Gitarrensolo.
Die Band „Schampus All Stars“ hat einen ganz eigenen Sound, bietet exzellente solistische Leistungen, spielt viele selten gehörte Titel und Eigenkompositionen in interessanten Arrangements, kurz gesagt: Sie klingt im besten Sinn professionell. Und das schon seit 40 Jahren. In diesem Jahr feiern sie ihren runden Geburtstag und bringen eine weitere CD heraus. Einige Stücke von der CD präsentierten sie auch dem Bielsteiner Publikum. „If I could be with you“ nahmen bereits Coleman Hawkins und Luis Armstrong auf – jetzt auch „Schampus All Stars“. Die vier Jahrzehnte musikalische Erfahrung äußert auch in ihrer lockeren Spielfreude. Die ist bei jedem Stück zu spüren und da springt auch leicht der Funke aufs Publikum über.
Neben den vielen Standards, Evergreens und Eigenkompositionen in englischer Sprache, boten sie – mit einem äußerst spaßigen Text – die „Räuberballade“. Natürlich durfte auch bei dem Bandnamen „Schampus All Stars“ der Titel „Campagne for you“ nicht fehlen. Wurde doch das Ensemble 1969 in dem bekannten Düsseldorfer Altstadt-Lokal „Dr. Jazz“ bei einer Flasche Champagner gegründet. Sprudelnd auch das Schlagzeug-Solo bei diesem Titel von Markus Rehbock. In der Pause betonte er noch, dass er sehr müde sei, davon war bei seinem Spiel wahrhaftig nichts zu erkennen. Eher zurückhaltend, aber immer für den richtigen Rhythmus-Teppich sorgend: Bassmann Samy Schimkus. Hervorragend Giselher Spath auf dem Sopransaxophon bei „On the Alamo“ mit solistischen Einlagen. Ein wenig an Charlie Browns Schröder erinnernd wirkte Bernd „Jimmy“ Jacobs am Piano, seine Begeisterung an diesem Instrument im Burghaus und an seinem eigenen Spiel war nicht zu übersehen. Posaunist Horst Janssen ist erst seit 2000 dabei, aber er spielte schon 1962 bei der Band „Woodhouse“ aus Mühlheim und brillierte auch in Bielstein immer wieder auf seinem Instrument.
Bei den Wiehler Jazztagen 2008 waren die „Schampus All Stars“ auch vertreten. Hier allerdings ohne Posaunist Horst Janssen, der beim „Kneipenjazz“ kurzfristig von Bernt Laukamp vertreten wurde – diesmal konnte Laukamp das musikalische Erlebnis als Zuhörer genießen. Im WDR-Fernsehen traten die „Schampus All Stars“ bei Alfred Bioleck auf, sie gaben Konzerte in Jazzclubs, auf Riverboaut-Shuffles, zu Früh-und Spätschoppen – und auch in Wiehl sind sie immer gern gesehene musikalische Gäste.
Vera Marzinski