Ausverkauftes Haus im Burghaus Bielstein: Banjo, Fiedel, Kontrabass, Gitarre und eine Stimme, die perfekt zu der dargebotenen Musik passt. „Covered Grass“ spielt eine Musik, die vor allem eins ist: Bluegrass.
Covered-Grass – Foto: Christian Melzer
Außer den typischen Instrumenten kennzeichnet mehrstimmiger Gesang viele Bluegrass-Stücke. Nicht nur Leadsängerin Julia Martini, die brillant die Songs darbot, kam gesanglich zum Einsatz. Auch Kontrabassmann Carsten Manz, Banjospieler Volker Fischer und Joon Laukamp an Mandoline und Fiddle fügten sich in den mehrstimmigen Gesang ein. Bei dieser Musikrichtung ersetzen Mandoline und Gitarre dabei das Schlagzeug und erzeugen perkussive „Chop“-Schläge auf dem Offbeat – bei „Covered Grass“ bedient Ralph Bonfanti mit seiner Gitarre diesen Part.
Bluegrass ist eine der wichtigsten US-amerikanischen Volksmusikrichtungen und gehört zum breiten Genre der Country-Musik. Typischstes Merkmal ist das rein akustische Klangbild, das heutzutage aus Banjo, Fiddle, Mandoline, Gitarre, Dobro, Kontrabass und meist auch Gesang besteht. Diese Musikrichtung existiert schon seit vielen Jahren. Bluegrass entstand in den Jahren 1937 bis 1945 in den Bergen von Kentucky und Tennessee: aus Old-Time-Fiddle- und Hillbilly-Stücken, angloamerikanischen Balladen, afroamerikanischer Tanzmusik und traditionellem Gospel-Harmoniegesang. Mandolinenspieler Bill Monroe experimentierte mit den bestehenden Musikstilen und formte daraus eine mit Swing- und Blueselementen angereicherte Form der Country-Musik.
Mittlerweile gibt es viele Traditionals in dieser Richtung, die auch „Covered Grass“ im Repertoire haben. Angefangen mit „Headin’ West“ oder „I saw the light“ bis zu „Keep on the sunny side“. Mit flotten Spaßnummern und rührenden Balladen begeisterte die fünfköpfige Formation, die seit Mai 2006 gemeinsam aufspielt. Auch wenn der Begriff „Bluegrass“ in Deutschland kaum einem etwas sagt, sind die Zuhörer doch schnell begeistert von dieser Stilrichtung. Mit dem unverwechselbaren Timbre beeindruckt Julia Martini und macht die Musik von „Covered Grass“ erst so richtig lebendig. Was sicher auch an ihrem ansteckend, charmantem Auftreten liegt. Das 5-String-Banjo ist das unverzichtbare Instrument in allen Bluegrass-Bands – Musiker, Komponist und Produzent Volker Fischers größte Leidenschaft ist das 5-String-Banjo. Er betreibt zudem gleich mehrere Bandprojekte und ist mit „The Shed Spell“ und „Jules“ auch in Rock- und Pop-Welten unterwegs.
Seit über 20 Jahren spielt Ralph Bonfanti Gitarre. Bevor er zu „Covered Grass“ stieß, allerdings meist elektrisch verstärkt. Jetzt ist auch er vom Bluegrass-Virus und der Liebe zur akustischen Gitarre erfasst. Joon Laukamp begann im Alter von sieben Jahren mit dem klassischen Geigenunterricht, interessierte sich aber dann immer mehr für Stilistiken wie Folk, Jazz und Rock auf der Geige. Seine erste Mandoline sah Joon im Oktober 2007 in Volkers Studio, als die Band einen neuen 8-Saiter suchte – es war Liebe auf den ersten Blick. Kontrabassspieler Carsten Manz wurde ebenfalls von Volker Fischer mit Bluegrass „infiziert“. Als freiberuflicher Tontechniker und Musikproduzent kam er schon mit den verschiedensten Instrumentierungen und Stilistiken in Berührung. „Covered Grass“ ermöglichte ihm die Erweiterung des Bassisten-Horizontes vom kleinen handlichen E-Bass auf den möbelähnlichen Fahrzeuginnenraumvernichter.
In Bielstein begeisterten die Fünf das Publikum mit ihrer Musik. Auch “Dixie Chicks“-Fans kamen auf ihre Kosten. Einige Stücke der US-amerikanischen-Country-Band, für die der Satzgesang der drei Frauen typisch ist und die eine Mischung aus Bluegrass und Mainstream-Country-Musik mit Rock-Pop-Musik-Einflüssen spielt, standen auf dem Programm. Unter anderem das „Trodurdes tandled heart“. Von der US-amerikanischen Sängerin, Violistin und Fiddlespielerin Alison Krauss, die in der Bluegrass-Musik in den 90er-Jahren neue Maßstäbe setzte spielten sie „This sad song“ und von der modernen Bluegrass-Formation “McPeak Brother“s stand „Back to dixie“ auf dem Programm. Einige Stücke hatten starken Squaredance-Charakter, andere wirkten eher anrührend, wie „God knows what“. Alles in allem ein gelungenes Konzert, nach dem sich im Anschluss noch einige Besucher auf dem Banjo versuchten – infiziert vom Bluegrass.
Vera Marzinski
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Fotos: Christian Melzer