Das Ensemble „Tangologia“ interpretiert die Musik von Astor Piazzolla auf höchstem Niveau – kompromisslos, zeitlos, unverkennbar, leidenschaftlich und voller Poesie. Das erlebten die Gäste im Burghaus Bielstein am Donnerstagabend und waren sichtlich beeindruckt.
Sie spielen Piazzollas Musik in originaler Quintettbesetzung. Anstelle des Bandoneon jedoch bringt Fabian Pablo Müller mit dem Saxofon eine aufregende, neue Farbe in diesen faszinierenden Klangkörper, die dem lyrisch-kantablen wie dem kraftvollzupackenden Charakter der Musik von Astor Piazzolla in einzigartiger Weise Ausdruck verleiht. Im April 2008 spielte „Tangologia“ bei den Wiehler Jazztagen. Damals in der „Latin-Night“. Zwischen Latin-Jazz mit Hang zum Free-Jazz (Sebastian Schunke Group) und Latin-Partytime (Renato Pantera) boten sie lyrischen Jazz mit klassischen Sequenzen. Diesmal stand ausschließlich die Musik von einem auf dem Programm bei „Tangologia“ – „The Music Of Astor Piazzolla”. Da fehlte natürlich nicht das 1973 von Astor Piazzolla (1921-1992) komponierte „Libertango“. Aber – das Stück am erst als Zugabe.
Viele von Piazzollas Tangos sind nicht mehr im traditionellen Sinne tanzbar, sondern in erster Linie Musik zum Zuhören. Und zuhören konnten das Publikum im Burghaus – mucksmäuschenstill. Dabei präsentierten die fünf Musiker nicht nur ruhigere Stücke sondern auch flotte Tangomusik. Zwei zyklische, mehrsätzige Werke standen im Zentrum. Zum einen die berühmten vier Jahreszeiten „Las Cuatro Estaciones Portenas“ und Auszüge aus die Suite für einen Engel – „La Suite del Angel“. E-Gitarrist Karl Epp führte durch den Abend und stellte die Musiker vor. Kopf des Ensembles ist Fabian Pablo Müller am Saxophon, der „Tangologia“ gründete. Maximilian Junghans überzeugte mit grandiosem Violinenspiel und da sowohl die Pianistin als auch der Bassist erkrankt waren, kam „Tangologia“ mit zweifachem Ersatz. Der war aber ebenso hervorragend wie die drei Stammmusiker des Ensembles. Zum einen Pianist Daniel Heide und zum anderen Bassist Matthias Eichhorn, der seit 2011 im Lehrauftrag an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig steht.
Das virtuose Ensemble überzeugte mit Spielfreude und Ausdruckstiefe und nahm die Gäste mit auf eine Reise in die musikalische Welt von Astor Piazzolla. Und sie sind ja auch nah an der Originalbesetzung des legendären Quintetto Piazzolla (Bandoneon, Geige, Klavier, Kontrabaß und E-Gitarre) – mit einem markanten Unterschied: anstelle des Bandoneon bringt Fabian Müller am Altsaxofon eine neue Klangfarbe ins Spiel, die sowohl dem aggressiven, vor allem aber auch dem lyrischen Charakter dieser Musik wunderschönen Ausdruck verleiht. Und so präsentierten sie in Bielstein einen wunderschönen Piazzolla-Abend.
Vera Marzinski